Die neue Sozial- und Sicherheitsdirektorin der Stadt Luzern: Melanie Setz. Bild: Joseph Schmidiger

Ein Herz fürs Pflegepersonal

Melanie Setz hat eine grosse Passion: die Politik. Sie erachtet es als Privileg, diese zu ihrem neuen Beruf machen zu können – als neue Sozial- und Sicherheitsdirektorin, die auch für die Alterspolitik zuständig ist. Ein Interview mit der 44-jährigen Sozialdemokratin zum Start.

Interview Albert Schwarzenbach und Hans Beat Achermann

Ihr Leben ändert sich jetzt. Wie fühlt sich das an?
Melanie Setz: Sehr gut. Stadträtin war immer ein Traum von mir. Bis jetzt jonglierte ich beruflich mit mehreren Bällen, nun darf ich mich auf eine Aufgabe konzentrieren. Mir macht es nichts aus, in der Öffentlichkeit zu stehen, und ich schätze den Kontakt mit den Luzernerinnen und Luzernern. Natürlich werden meine Entscheide nicht immer allen gefallen. Aber ich fühle mich gut abgestützt. Wichtig ist der gelebte Dialog.

Vor den Wahlen haben Sie sich bei der Wahl der Direktion nicht festgelegt. Jetzt sind Sie Sozial- und Sicherheitsdirektorin. Ist das Ihr Wunschdepartement?
Die Direktion sagt mir sehr zu. Ich bin ausgebildete Pflegefachfrau und ich konnte bereits in den Kommissionen viele Erfahrungen in den Bereichen Soziales und Sicherheit sammeln. Mit den Themen, die anstehen, befasse ich mich schon lange und sie sind mir wichtig.

Gibt es Baustellen, die Sie angehen wollen?
Mein Vorgänger Martin Merki hat die Direktion gut aufgegleist. Als Freisinniger konnte er mit sozialen Themen im Stadtparlament Mehrheiten finden. Für mich wird das vielleicht etwas schwieriger. Mir liegt die ganzheitliche Gesundheitsversorgung am Herzen, insbesondere die Prävention. Dabei dürfen die Menschen mit Migrationshintergrund nicht vergessen werden. Und wir werden uns beispielsweise wieder stärker mit der Drogenproblematik befassen müssen.

Ihr Vorgänger hat die Alters- und Pflegeheime ausgelagert und unter dem Namen Viva zusammengeführt. Die Sozialdemokraten waren damals skeptisch. Wie sieht das heute aus?
Natürlich verfolgen wir die Entwicklung von Viva aufmerksam, denn eine gute Pflege ist ein gesellschaftlicher Auftrag. Die Heime sollen bei Kostendruck bestehen können. Mir ist es ein grosses Anliegen, den Fachkräftemangel anzugehen und dem Personal attraktive Bedingungen zu bieten. Es gibt viele gute Beispiele, die andernorts umgesetzt werden.  Unsere Einflussmöglichkeiten sind allerdings beschränkt, da es sich bei Viva um einen ausgelagerten Betrieb handelt. Ich gehe davon aus, dass ich mit Viva in einen konstruktiven Austausch komme. Auch Vorstösse aus dem Parlament können zeigen, wo der Schuh drückt. Für konstruktive Stimmen, nicht nur zu Viva, bin ich dankbar.

Seit längerem im Gespräch ist die Fusion von Spitex und Viva.
Die Fusion ist in der Schwebe. Wir möchten einen Verein und eine Aktiengesellschaft zusammenbringen. Eine Lösung gibt es dafür noch nicht.

Wie beurteilen Sie die Alterspolitik?
Ich betrachte das als Gesellschaftspolitik und nicht als reine Alterspolitik. Die Angst im Verkehr oder vor Velofahrenden, die zu schnell unterwegs sind, betrifft nicht nur ältere Menschen, sondern auch Kinder. Mich beschäftigt weiter die Wohnsituation im Alter. Wie können ältere Menschen von einer Wohnung, die ihnen zu gross geworden ist, in eine kleinere Wohnung umziehen, wenn diese ein Mehrfaches an Miete kostet? Hier müssen wir Lösungen finden.

Wie erholen Sie sich vom Stress?
Ich suche den Ausgleich beim Sport und in den Ferien mit meiner Familie. Ich lese gerne und schaue einen spannenden Film. Es ist mir ein Anliegen, am Morgen keine Sitzung vor 8.15 Uhr zu haben, damit ich vorher meine Kinder für die Schule bereitmachen kann.

Angetan hätten es Ihnen die Royals.
Ja, ich habe in meiner Kindheit und später beim Coiffeur Heftli verschlungen, um zu erfahren, was die Royals tun. Insbesondere Kronprinzessin Mette-Marit von Norwegen und Fürstin Charlène von Monaco geniessen meine Sympathie.

31. August 2024 – albert.schwarzenbach@luzern60plus.ch, hansbeat.achermann@luzern60plus.ch