Die «GrossmütterRevolution» ist eine feministische Stimme und ein Netzwerk engagierter alter Frauen. Am «Marktplatz 60plus» 2023 in Luzern stellte sich das Regio-Forum Zentralschweiz (RF ZS) des Vereins der Öffentlichkeit vor. Bild: zvg

Care im Zentrum der Wirtschaft

«Wirtschaft ist Care – (K)ein Spaziergang»: So heisst der Titel des Anlasses am 19. September 2024 im Maihofquartier Luzern. Der Rundgang der «GrossmütterRevolution» lädt zum Erkunden, was Wirtschaft ist und was sie soll – nämlich Bedürfnisse von Menschen befriedigen.

Von Monika Fischer

«Warum braucht es die ‹GrossmütterRevolution›? Es gibt doch heute genügend Angebote für ältere und alte Menschen.» Diese Sätze sind immer wieder zu hören. Ein Vereinsmitglied hat es treffend formuliert: «Nach zwölf Jahren als Projekt vom Migros-Kulturprozent haben wir es geschafft, uns als Verein ‹GrossmütterRevolution› mit thematischen und regionalen Untergruppen, den Regio-Foren, auf eigene Beine zu stellen. Damit zeigen wir: Wir definieren selber, wer wir sind, und wollen mit unseren Anliegen ernst genommen werden.»

Die Frauen der heutigen «GrossmütterGeneration» wurden durch ähnliche Erfahrungen geprägt. Jahrzehntelang mussten sie für Gleichberechtigung kämpfen. Sie mussten sich dafür einsetzen, dass sie in der Öffentlichkeit, in den Medien und Schulbüchern überhaupt vorkommen. Ob mit oder ohne Enkelkinder erfahren sie im Alter wieder Ähnliches. Deshalb möchten sie sich in Arbeitsgruppen und Regio-Foren mit unterschiedlichen alten Frauen austauschen, gemeinsam über das Alter und andere aktuelle Themen nachdenken und sich für gemeinsame Werte und Anliegen auch öffentlich engagieren, sind sie doch überzeugt: «Aufgrund unserer Lebenserfahrung haben wir als alte Frauen etwas zu sagen. Die Kraft, die entsteht, wenn wir uns vernetzen, ist enorm. Es motiviert uns, die Verantwortung für die aktuelle Zeit und die Zukunft aktiv anzugehen. Denn gemeinsam sind Veränderungen im Hinblick auf ein gutes Leben auch für die Enkelgeneration möglich.»

Für eine care-zentrierte Wirtschaft
Die feministische Stimme der alten Frauen zeigt sich im Newsletter und in den «Frauenweis(s)heiten» mit Porträts alter Frauen und Berichten über das, was die Frauen beschäftigt. In den thematischen Arbeitsgruppen wird intensiv diskutiert, in den Regio-Foren werden mit viel Herzblut und grossem Einsatz interessante Veranstaltungen angeboten. An zwei Tagungen im Jahr setzen sich die Teilnehmerinnen mit einem aktuellen Thema auseinander. Die Frühlingstagung im vergangenen Mai in der Pädagogischen Hochschule Luzern beschäftigte sich mit «Wirtschaft ist Care.»

Alle wissen es: Ohne die meist unbezahlte Betreuungsarbeit der Mütter, Väter und oft der Grosseltern erreicht kein Kind das Erwachsenenalter. Diese ist unverzichtbar, bleibt jedoch unsichtbar. Obwohl die statistischen Ämter beweisen, dass die unbezahlte Arbeit der grösste Wirtschaftsfaktor ist. Denn im Bruttoinlandprodukt, der entscheidenden Messzahl eines Landes, zählt nur das, was Geld kostet und Geld einbringt. Eindrücklich wurden die Ausführungen durch den gratis abrufbaren Kurzfilm «Wirtschaft ist Care» von Ina Praetorius illustriert. Die Referentin forderte deshalb ein Umdenken im Hinblick auf eine care-zentrierte Wirtschaft, die ein gutes Leben für alle im Einklang mit der Natur will.

Ausschnitt aus der Broschüre «Wirtschaft ist Care – (K)ein Spaziergang» der Frauensynode 2020. Comic: Kati Rickenbach

Das Regio-Forum Zentralschweiz möchte das Bewusstsein für das Thema im eigenen Umfeld schärfen. Unter dem Titel «Wirtschaft ist Care – (K)ein Spaziergang» wird am 19. September, von 14 bis 16 Uhr, im Maihof-Quartier an verschiedenen Stationen aufgezeigt, wie Menschen konkret für sich, für andere und für die Welt sorgen. Alle interessierten Frauen sind herzlich dazu eingeladen. Anmeldung bis 17. September 2024 an claudia.kuettel@bluewin.ch.

Weitere Infos: www.grossmuetter.ch/Agenda

27. August 2024 – monika.fischer@luzern60plus.ch