Philipp Meschenmoser (*1994) und Otto Pircher (*1937)  schätzen es, als Tandempartner von «Zeitgut» voneinander lernen zu können, was auch Margrit Emmenegger Pircher freut.

«Anderen und mir etwas Gutes tun»

Alle zwei bis drei Wochen verbringen der Pensionär Otto Pircher und der Informatiker Philipp Meschenmoser ein paar gemütliche Stunden bei Ausflügen und Spaziergängen. Für Partnerin Margit Emmenegger Pircher ist es eine wertvolle Entlastung.

Von Monika Fischer (Text und Bild)

Otto Pircher schwärmt von den Treffen mit seinem jungen Kollegen: «Es ist eine Abwechslung, und ich kann von Philipp viel lernen. Ich schätze es, nicht immer nur mit alten Menschen zusammen zu sein.» Es gehe ihm gut und störe ihn nicht, dass man ihm gewisse Dinge mehrmals sagen müsse, er manches vergesse und er sich wiederhole. «Das ist doch normal in dem Alter. Wer das nicht akzeptieren kann, sollte nicht alt werden», sagt er lachend.

Seit dem schweren Herzinfarkt ihres Partners wurde die Situation für Margrit Emmenegger Pircher immer schwieriger. Im Sommer 2021 wurde es notwendig, den Alltag der sich verschlechterten gesundheitlichen Situation anzupassen. Das war der Zeitpunkt, ihre eigene Coaching-Firma aufzugeben. «Jetzt muss ich mein Leben umstellen und mich im Quartier vernetzen, braucht doch mein Partner zusätzliche Kontakte und Aktivitäten ausserhalb unserer Beziehung.» Diese fand sie in im Treffpunkt Vicino Würzenbach.

Otto Pircher besucht ihn drei- bis viermal pro Woche. Er trifft dort andere Senioren und hilft häufig am Donnerstag beim Rüsten des Gemüses für den Suppentopf. Nachdem Margrit Emmenegger selber erkrankte und Spitalaufenthalte nötig wurden, suchte sie nach zusätzlicher Entlastung. Im Vicino hörte sie von der Möglichkeit, bei «Zeitgut» Nachbarschaftshilfe anzufordern. So wurden Margrit Emmenegger und Otto Pircher Mitglieder bei der Genossenschaft Zeitgut.

Begegnungen zwischen den Generationen
Doch was führte den 28-jährigen Philipp Meschenmoser zur Genossenschaft? Dieser kam während der Pandemie aus Deutschland in die Schweiz und arbeitet und unterrichtet als Informatiker an der Hochschule Luzern in Rotkreuz. Ausserhalb des Arbeitsumfeldes kannte er wenig Leute und suchte nach Möglichkeiten, sich im sozialen Bereich zu engagieren. Dabei stiess er auf «Zeitgut» und meldete sich als Helfender an. «Ich musste meine Interessen und Hobbys angeben, das sind vor allem Wandern und Velofahren. Es war ein Glücksfall, dass ich anfangs Jahr mit Otto zusammengeführt wurde, der ähnliche Interessen hat. Wir haben uns seit dem ersten Kontaktgespräch prima verstanden und sind seither ein Tandem.» Otto Pircher ergänzt: «Wir haben immer Freude, wenn wir uns sehen und zusammen pläuscheln können. Für mich ist es auch interessant, dass Philipp viele Fragen stellt.»

Lachend erzählen die beiden Tandempartner von ihrem ersten gemeinsamen Ausflug in die Glasi Hergiswil: «Wir haben sogar das Glaslabyrinth besucht. Es war sehr spannend.» Der Senior freut sich, dem jungen Kollegen etwas zu zeigen, was dieser noch nicht kennt. Als ehemaliger Bergsteiger stellte er Philipp alle die vielen Berge namentlich vor, die von seiner Wohnung aus sichtbar sind. Dieser freut sich, dass auch er von seinem erfahrenen Tandempartner viel lernen kann.

Nach jedem Treffen machen sie, unterstützt von Margrit Emmenegger, den nächsten Termin ab. Sie unternehmen Spaziergänge im Quartier, besuchen gemeinsam das Vicino oder schauen zusammen Fotobücher an. Ausgiebige Wanderungen waren aufgrund des Winters und nassen Frühlings noch nicht möglich. Jedoch schätzen beide den niederschwelligen und ungezwungenen Kontakt.

Philipp hatte bisher ausserhalb der Familie wenig Kontakt mit alten Menschen. Es macht ihn glücklich, einem anderen Menschen regelmässig Zeit schenken zu können. «Es gibt auch mir ein gutes Gefühl, jemand anderem etwas Gutes zu tun.»

Wieder einmal durchatmen
Da ihr Partner von sich aus nicht mehr aktiv wird, sind die Entlastungen von Vicino und von «Zeitgut» für Margrit Emmenegger Pircher enorm wichtig, «damit ich von Zeit zu Zeit durchatmen und auftanken kann.» Doch wollte sie nicht nur nehmen, sondern auch geben und ist deshalb selber zur Tandempartnerin geworden. Jeden Donnerstag, wenn ihr Partner im Vicino beim Rüsten hilft und dort auch die Suppe isst, zeigt sie einer anderen Frau, wie sie für sich alleine einkaufen und gesund kochen kann. Doch warum geniesst sie nicht einfach die freie Zeit für sich? Margrit Emmenegger, die früher im Management tätig war und stets auch Freiwilligenarbeit geleistet hat, schätzt es, ihre Erfahrungen und Kenntnisse für andere einsetzen zu können: «Ich brauche es, sonst gehe ich unter.»

28. April 2023 – monika.fischer@luzern60plus.ch

Nach zehn Jahren etabliert: Genossenschaft Zeitgut Luzern