Das Haus Bernarda in einem parkähnlichen Garten, unmittelbar neben dem Betagtenzentrum Dreilinden gelegen, konnte Viva vom Institut Menzingen erwerben.

 

Neue Wohnformen für alte Menschen sind gefragt

Die Belegung der Pflegeheimplätze in der Stadt Luzern ist rückläufig. Im vergangenen Jahr lag sie bei 94 Prozent. Oder wie es Rolf Krummenacher, Verwaltungsratspräsident von Viva Luzern, präzisierte «40 bis 45 Betten sind im Jahresdurchschnitt leer.» Von René Regenass (Text und Bild)

Viva Luzern hat eine Strategie 2030 erarbeitet und darüber informiert. Mehr als 70 Prozent der Luzernerinnen und Luzerner zwischen 85 und 94 Jahren leben im eigenen Haushalt. Das heisst, sie möchten möglichst lang in den eigenen vier Wänden leben. Der Bedarf nach Plätzen in der Langzeitpflege wird also weiter sinken. Zunehmen wird die Nachfrage nach Alterswohnungen und nach ambulanten Diensten. Von dieser Sachlage sind nicht nur die fünf Betagtenzentren von Viva betroffen (Eichhof, Rosenberg, Wesemlin, Dreilinden und Staffelnhof), sondern auch die privaten Heime in der Stadt Luzern.

Diese Entwicklung verlange nach Investitionen in neue Wohnformen, betonte Andrea Wanner, Geschäftsführerin, an der Medieninformation. Man werde altersgerechten Wohnraum bereitstellen, wo die Mieter und Mieterinnen bei Bedarf Betreuungs- und Pflegeleistungen (Spitex) beziehen könnten.

Zwei Projekte stehen dabei im Vordergrund. Im Haus Diamant im Zentrum Eichhof entstehen 33 neue 2½-Zimmerwohnungen zu einem Mietpreis von rund 1600 bis 1800 Franken. Das konkrete Umbauprojekt, man rechne mit Kosten von rund 20 Millionen Franken, soll bis Ende 2023 vorliegen.

Ein eher exklusives Angebot an neuen Wohnungen mit Service wird Viva ab etwa 2026 auf Dreilinden bereitstellen. Direkt neben dem bestehenden Betagtenzentrum konnte Viva vom Institut Menzingen das Haus Bernarda erwerben. Der Umbau koste rund sechs Millionen Franken. Über den Kaufpreis wollte VR-Präsident Rolf Krummenacher nicht reden. Geplant sind dort rund 16 Wohnungen.

Neues Konzept zur Betreuung psychisch kranker Menschen
Weitere Projektideen für neue Alterswohnungen bestehen für die Häuser Mythen und Brisen auf Dreilinden und für das Hochhaus Aquamarin im Eichhof, wo die untersten vier Stockwerke heute noch für Pflegeangebote genutzt werden. Und schliesslich beteiligt sich Viva auch am Wohnprojekt auf dem EWL-Areal auf Tribschen.

Bei den bestehenden Alterswohnungen an der Schlossstrasse, die dringend erneuert werden sollten, wartet Viva auf die städtische Baudirektion, die jedoch in diesem Vorhaben seit Jahren keine Dringlichkeit sieht. «Wir möchten hier neue Wohnungen, weil die bestehenden nicht mehr marktgerecht sind», sagt dazu VR-Präsident Rolf Krummenacher.

Um den in der letzten Lebensphase immer komplexer werdenden Krankheitsbildern einigermassen gerecht werden zu können, will sich Viva in den Bereichen Demenz und Gerontopsychiatrie mehr Kompetenz zulegen. So soll geprüft werden, ob das Haus Abendstern im Zentrum Wesemlin auf die Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz spezialisiert werden könnte. Und für 2023 will Viva ein neues Konzept für die Betreuung von psychisch kranken Menschen vorlegen. Denn ein Viertel der über 65-Jährigen leidet an psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Abhängigkeit. Es gebe bereits Wartelisten für entsprechende Angebote, erklärte Andrea Wanner.

6. April 2022 – rene.regenass@luzern60plus.ch