Christoph Stucki: «Es gilt, eine heitere Gelassenheit anzupeilen.»

«Es ist das Leben an sich, das mich trägt»

«Ich weiss, du wirst deinen Weg gehen.» Diese Worte durfte Christoph Stucki (79)  vor fünf Jahren von seiner sterbenskranken Frau entgegen nehmen. Seit dem Tod seiner Gattin lebt der Pfarrer in der Luzerner Altersresidenz Tertianum, wo er genau das tut, was ihm Freude macht.  

Von Christoph Stucki (Text) und Eva Holz (Textbearbeitung und Bild) 

«Beatrice war eine kluge und weise Frau. Sie hatte mich in meinem Pfarramt stets empathisch, aber auch kritisch unterstützt. 40 Jahre hatte unsere Ehe gedauert, ist aber kinderlos geblieben. So musste ich nach Beatrice' Tod mich als «Single» neu orientieren. Ich fand ein neues Zuhause im Tertianum Bellerive in Luzern. Ermuntert hatte mich Beatrice in ihren letzten Krankheitstagen mit dem zusätzlichen Satz: «Tu das, was dir Freude macht!»

Auf meinem neuen Lebensweg – ohne Beatrice – das umzusetzen, was mir Freude macht, das kann ich nur im Bewusstsein tun, dass es das Leben ist, das uns trägt und schon immer getragen hat: das Leben selbst, das unendlich viel grösser und stärker ist als wir und unsere bewussten Anstrengungen, es aufrechtzuerhalten. Hier liegt die Quelle einer heiteren Gelassenheit, welche anzupeilen es gerade auch im Alter gilt. Und darin erfahren wir stets neu jene Lebensfreude, welche aus der Dankbarkeit für jeden geschenkten Tag kommt. Es kann dann auch konkret Dankbarkeit aufkommen für jede uns noch mögliche Tätigkeit, für jede noch gegebene schöpferische Arbeit (für mich das Erarbeiten und Halten von Predigten), für jede Idee, jeden Text, jedes Bild, das entsteht, jedes Stück Musik, das uns ergreift, jeden Anlass, zu dem wir eingeladen sind. In diesem Sinn reichen für mich Dankbarkeit und Freude die Hand und bilden den tragenden Grund meines Lebens. 

Neue Familienbande

Und so hat es sich ergeben, dass mir aus freundschaftlichen Beziehungen zu einer jungen Frau, die mich vor Jahren im Spital gepflegt hat, nach ihrer Heirat und ihrem ersten Kind Familienbande erwachsen sind: Ich wurde zum «Grossdädy» erhoben. Inzwischen hat an meinem Geburtstag am ersten Advent des vergangenen Jahres ihr zweiter Bub das Licht der Welt erblickt. Ich bin nun ein zweifacher «Grossdädy». Meine Freude ist unbeschreiblich. Sie steht für eine neue Beziehung, dies mit einer jungen Familie. Insofern betrachte ich mich nicht als «alleinstehend».

23.07 2021- eva.holz@luzern60plus.ch