Die Guide Memoriav hilft, die Fotos gut zu bewahren.
Lieber keine Fotos in Schuhschachteln
Memoriav hat einen hilfreichen Ratgeber zur Erhaltung der privaten Fotografien veröffentlicht. Dieses fragile Kulturgut, ob auf Papier oder digital, darf nicht verloren gehen. Was tun?
Von Beat Bühlmann
Der Verein Memoriav, 1995 gegründet, ist die Kompetenzstelle für das audiovisuelle Kulturgut der Schweiz. Damit auch Privatpersonen das fragile Kulturgut Fotografie richtig bewahren und verwalten, hat Memoriav soeben einen praktischen Guide publiziert, der mit praktischen Tipps hilft, die privaten Fotos zu erhalten. Weitere Ratgeber in den Bereichen Ton und Video sollen folgen.
Private Erinnerungen retten
Wer kennt das nicht? Boxen mit Farbdias im Estrich. Familienalben von Ferien mit den Kindern aus den achtziger Jahren. Fotos der Eltern und Grosselten, schwarzweiss und manchmal verblichen, ungeordnet versorgt in Schachteln und Briefumschlägen. Und neuerdings die Flut der digitalen Schnappschüsse, abgelegt in ausufernden Ordnern, die kaum noch zu überblicken sind.
Noch nie wurden so viele Fotografien gemacht, gespeichert und geteilt wie heute. Doch durch unsachgemässe Handhabung, veraltete Medien oder Datenverlust können diese privaten Erinnerungen leichter verloren gehen, als uns lieb ist, heisst es in einer Medienmitteilung von Memoriav. „Nicht nur digitale Fotos, auch Familienalben, lose Fotografien in Schachteln, Dias und Negative sind gefährdet.“ Die Überlieferung des privaten fotografischen Erbes von morgen sei ein reales Problem und verdiene mehr Aufmerksamkeit. Mit dem neuen Guide will Memoriav auf den Wert und die Fragilität aller fotografischen Medien, ob analog oder digital, aufmerksam machen und gleichzeitig mit konkreten Tipps helfen, die Familien- und Privatfotos auf Dauer zu erhalten.
Wie verstauen und ordnen?
Hier nur ein paar Ratschläge, auszugweise der hilfreichen Broschüre entnommen: Um Fotografien vor Staub, Licht, Feuchtigkeit, Temperaturschwankungen oder Verschmutzungen zu schützen, ist es ratsam, die ursprüngliche Verpackung zu entfernen: Verformte oder vergilbte Materialien, Umschläge aus Pergamin oder Kunststoff, Schuhkartons oder Holzkisten sollten durch Archivschachteln aus pH-neutralem Karton ersetzt werden. Nach dem Entfernen des Staubes sollten die Fotografien in einfache Umschläge aus neutralem Papier gesteckt werden. Beschriften der Fotografien nicht mit einem Kugelschreiber oder Filzstift. Besser geeignet ist ein weicher Bleistift, beschriften eher den Umschlag oder die Rückseite des Abzugs.
Bei den Diapositiven gibt es grosse Unterschiede, was die Haltbarkeit anbelangt. Kodachrome-Dias sind relativ stabil und gut haltbar. Diese erkennt man am Kartonrahmen und am aufgedruckten Kodachrome Schriftzug. Alle übrigen Diapositive stammen aus dem E-6 Entwicklungsprozess und sind viel weniger stabil und bleichen aus. Hier empfehlen die Experten von Memoriav nachdrücklich eine Digitalisierung.
Negativstreifen am besten in Umschläge aus neutralem Papier anlegen. Auf den ursprünglichen Verpackungen nach handschriftlichen Informationen suchen und diese mit Bleistift auf die neuen Umschläge übertragen, und zwar bevor die Negative hineingelegt werden. Diese Umschläge dann in Archivboxen geordnet ablegen.
Und was ist mit digitalen Fotografien? Zuallererst: Die wichtigsten Fotos auswählen, auch wenn dies wahrscheinlich der schwierigste Arbeitsgang ist, wie es in der Broschüre heisst. Denn er bestehe darin, aus den vielen Abbildungen ein und desselben Sujets nur die wesentlichen und qualitativ besten auszuwählen. Weitere Empfehlung: Jedes Foto beschreiben und taggen. Wer sind die auf dem Foto abgebildeten Personen? Wo waren wir da gerade? Wann? Bei welcher Gelegenheit? Weitere Themen, die im Ratgeber behandelt werden, sind Fotoalben, die richtige Archivierung und die Digitalisierung von Fotografien.
Die Geschichte der Fotografie
Die Fotografie wurde 1839 erfunden, seither wurden zahlreiche fotografische Verfahren entwickelt. Das Schweizer Kameramuseum in Vevey bietet die Möglichkeit, mehr über die Geschichte der Fotografie zu erfahren. Das Museum zeigt die Techniken, Prozesse und den Umgang mit der Fotografie von ihrer Erfindung bis zur digitalen Revolution. Mehr dazu auf www.cameramuseum.ch – 20.1.2021
Auf dieser Webseite ist auch Video-Tutorial mit den einfachen Gesten im Umgang mit analogen Bildmedien zu finden.