Probe der Theatergruppe Greyhounds. Bild: zvg

Mit Freude lustvoll scheitern

Theater spielen, improvisieren, ohne Texte zu lernen und sich Abläufe zu merken? Das geht und macht Spass. Das «VorAlpentheater» in Luzern bietet neu einen Spielclub für Menschen über 60 an. Grundlage ist die bewährte Methode des Theatermachers Keith Johnstone.

Von Barbara Stöckli*

Der Luzerner Regisseur und Theatermacher Reto Ambauen hat mehr als 30 Jahre Theatererfahrung und bringt mit der Theatertruppe Greyhounds seit 2019 jedes Jahr eine Produktion auf die Bühne. Das ist für alle Beteiligten ein Erfolg und gleichzeitig eine Herausforderung. Mit über 60 Jahren ist das Gedächtnis nicht mehr so fit und somit gefordert. Deshalb gibt es neu den «Spielclub 60+», einen Theaterkurs ohne Probendruck, mit dem theaterpädagogischen Ansatz von Keith Johnstone, dem Erfinder des Theatersports. Wie das geht, erklärt Reto Ambauen im Gespräch.

Was ist das Ziel des «Spielclub 60+»?
Reto Ambauen: Wir wollen im VorAlpentheater die Angebote für Menschen über 60 grundsätzlich erweitern. Die Inszenierungen sind eine tolle Sache, aber für viele auch eine Belastung. Präsent sein, singen, Text lernen, sich Anweisungen merken. Zumal viele Mitglieder bereits über 70-jährig sind. Jedoch ist Theater ein sozialer Ort. Das haben auch die letzten Jahre mit den Greyhounds gezeigt. Nun wollen wir jenen ein Angebot machen, die einfach Lust haben Theater zu spielen ohne Probendruck.

Theatermacher und Regisseur Reto Ambauen. Bild: zvg

Grundlage im Spielclub ist die Methode des britischen Dramaturgen und Schauspiellehrers Keith Johnstone, dem Begründer des Improvisationstheaters. Warum eignet sie sich für diese Zielgruppe?
Eine Kernaussage von Johnstone ist: «Man darf lustvoll scheitern.» Das ist die Basis für die Arbeit in einem angstfreien Raum. Das finde ich grossartig. Wir lernen gelassen und mit Humor unsere Grenzen kennen. Können ausprobieren, was noch geht, erforschen, was noch möglich ist. In diesem Prozess bin ich nicht Lehrer, sondern Moderator und Unterstützer. Das macht viel Spass und Freude. Und das Tolle ist, Johnstone hat klare Kriterien erarbeitet, die helfen zu verstehen, warum beispielsweise eine Improvisation gelingt oder warum eben nicht. Davon profitiert jeder und jede Einzelne.

Auch wenn man lustvoll scheitern darf. Es braucht doch Mut, sich vor anderen Menschen zu öffnen, zu zeigen.
Das ist ein Prozess. Man lernt, gelassen zu werden, sich auf unbekanntes Gelände führen zu lassen, Schritt um Schritt. Man lernt neue Facetten an sich kennen und wirft einen neuen Blick auf sein eigenes Leben. Der Spielclub eignet sich für alle, die Freude am Theaterspiel haben, aber keine Texte lernen wollen, die es nicht auf die Bühne drängt und die gerne mit Spass und Freude mit anderen Menschen wöchentlich zwei interessante Stunden verbringen wollen.

Die Theatergruppe Greyhounds beim Proben. Bild: zvg

Infos zum «Spielclub 60+»

10. September 2022 – barbara.stoeckli@luzern60plus.ch

*Barbara Stöckli ist Präsidentin des Vereins «VorAlpentheater»