Ist selber überrascht, dass sie noch so viel Lust auf Neues hat: Susanne Stähr. Bild: Priska Ketterer/Lucerne Festival
Zehn Fragen an ...
Susanne Stähr
Susanne Stähr, 1964 in Bad Homburg bei Frankfurt am Main geboren, hat sich der klassischen Musik verschrieben. Nach Stationen an der Hamburger Staatsoper und den Salzburger Festspielen ist sie seit 2007 als Dramaturgin fürs Lucerne Festival tätig und versammelt Klassikfans in ihren Einführungsvorträgen.
- Mit welchen drei Wörtern verbinden Sie Luzern?
Traumlandschaft, Warmherzigkeit, Offenheit. - Rigi oder Pilatus? Und warum?
Sie oder Er? Nein: Sie und Er! Luzern braucht beide. Kulturgeschichtlich ist allerdings die königliche Rigi bedeutsamer: Hier kann man auf den Spuren von Wagner, Brahms und Bruckner wandeln. - Wenn Sie könnten, was würden Sie in unserer Stadt verändern?
Die ewigen Staus auflösen … Und mit Blick auf mein eigenes Metier: Einen anständigen Kammermusiksaal einrichten, am besten im KKL. So was fehlt in dieser Stadt. - Welches ist Ihr Lieblingsort in Luzern? Und warum?
Alles am und auf dem Wasser. Ich liebe es, wenn es in der Sonne glitzert und dazu ein leichter Seewind bläst. - Mit welchem Menschen in Luzern würden Sie gerne einen Tag unterwegs sein?
Haben Sie eine Zeitmaschine? Dann bringen Sie mich bitte für einen Abend zu den Wagners nach Tribschen oder auf einen Sommerdrink zu den Rachmaninows nach Senar. - Woran erinnern Sie sich, wenn Sie an Ihren ersten Schulschatz denken?
Das war nicht in der Schule, sondern in meinem Chor – Singen verbindet. Nach einer Probe sind wir nachts über den Zaun des verschlossenen Schlossparks geklettert und haben uns eine Bank gesucht. Wie aufregend … - Warum ist Ihnen eine bestimmte Lehrperson so lange in Erinnerung geblieben?
Mein Deutschlehrer in der Oberstufe. Er war so gebildet, kannte alles, wusste alles und hatte dazu noch eine feine Ironie. Und er spielte Klavier. - Warum reden alte Menschen so viel von früher?
Das gilt doch nicht für alle! Ich gehöre seit drei Monaten auch zur Zielgruppe 60plus, aber ich erzähle nicht unentwegt vom Fall der Mauer, den ich 1989 in Berlin miterlebt habe. Wer am Leben noch teilhat, interessiert sich auch für das, was gerade geschieht. - Was überrascht Sie am meisten an Ihrem jetzigen Leben?
Dass ich noch so viel Lust auf Neues habe. Dass ich alte Ängste verloren habe und unerschrockener bin. Älterwerden heisst nicht nur, etwas zu verlieren – man gewinnt auch vieles hinzu. - Welche Abzweigung in Ihrem Leben hat Sie am meisten beeinflusst?
Das war 1984 im wunderschönen Monat Mai beim Heinrich-Heine-Seminar an der Münchner Uni. Da habe ich meinen Mann kennengelernt. Ohne ihn wäre ich nicht, was ich bin.
10. September 2024 – max.schmid@luzern60plus.ch