Sehnsucht nach dem Dorf
Das Thema beschäftigt: Über hundert Personen nahmen an der Forumsveranstaltung «Wohnen im aktiven Alter» von Luzern60plus im MaiHof teil. Mit der Veranstaltung und dem Positionspapier einer Arbeitsgruppe will Luzern60plus den Dialog zum Thema anstossen.
Grundlage für die Forumsveranstaltung war das "Positionspapier Selbständig Wohnen und Altern in Luzern" der Arbeitsgruppe Wohnen unter Leitung von Riccardo Biffi. Biffi skizzierte das von der AG erarbeitete Idealbild einer «kleinräumig durchmischten Wohnstadt für alle Generationen». Erklärende Stichworte dazu sind hindernisfreie Wohnungen verschiedener Grössen, durchmischtes Wohnumfeld, ambulante Dienstleistungen, soziale Aufmerksamkeit, informelle Kontakte, Nachbarschaftshilfe und gemeinschaftliches Leben im Kleinquartier. Als Aufgaben der Stadt auf dem Weg zur «Wohnstadt für alle Generationen» definierte Riccardo Biffi die Förderung und Unterstützung von und für private Initiativen, Überbrückungsangebote für temporäre Notlagen, ein Kompetenzzentrum für altersgerechtes Wohnen.
«Meldet Eure Bedürfnisse»
Der Anstoss aus der 60plus-AG wurde von Baudirektorin Manuela Jost und Sozialdirektor Martin Merki an der Forumsveranstaltung im MaiHof positiv aufgenommen. Merki sieht in der Quartierentwicklung, der Verkehrsplanung, der Nachbarschaftshilfe und dem ambulanten Dienstleistungsangebot mögliche Handlungsfelder in seiner Direktion. Dabei sieht er den Weg zum Ziel nicht in grossen Visionen sondern in kleinen, konkreten Massnahmen im Quartier. Er erwähnte die laufenden Projekte «Altern im Quartier» und die Bedarfsabklärungen durch «Quartierforscher» (Merki: «nicht für, sondern mit den älteren Generationen»). Manuela Jost verwies auf konkrete Problemfelder für die Umsetzung der «altersgerechten Wohnstadt» in Luzern: Freiflächen und städtische Areale sind knapp; in der Stadt gibt es überdurchschnittlich viele Einpersonen-Haushalte; der Wohnflächenbedarf pro Person liegt mit 45 Quadratmetern an der schweizerischen Spitze; die Umzugsbereitschaft nimmt nach dem 50. Altersjahr deutlich ab. Die Rolle der Stadt sieht Jost in der aktiven Vermittlung, zum Beispiel zwischen Investoren und verkaufswilligen Eigentümern bzw. potentiellen Nutzern. Ans Forum Luzern60plus appellierte sie: «Werdet aktiv, meldet Eure Bedürfnisse an.»
«Urban und geborgen»
Auf Interesse stiessen am Abend im MaiHof die Beispiele eines gebauten und eines geplanten Kleinquartiers. Jürg Altwegg stellte das realisierte Mehrgenerationenhaus «Giesserei Winterthur» der Genossenschaft Gesewo vor. Ruedi Meier, Präsident der Allgemeinen Baugenossenschaft Luzern abl, präsentierte detailgenau das Projekt «Himmelrich 3» im Neustadtquartier. Gemeinsam ist den Projekten, was auch im Positionspapier der AG Wohnen von Luzern60plus aufscheint: die Sehnsucht nach dem überschaubaren, harmonischen Leben im idealen Dorf. Altwegg sprach vom «modernen Dorf, das urbane Lebensweise und dörfliche Geborgenheit» vereinen soll.
Hanns Fuchs – 4. Juni 2014