Die IV-Bezügerin Heidi Letter besucht Rudolf Frevel im Viva Luzern Wesemlin wöchentlich für ein bis zwei Stunden.

«Wir haben es gut miteinander»

Die Stiftung Besuchsdienst Innerschweiz (BDI) bietet Personen mit einer IV-Rente die Möglichkeit, regelmässig ältere, behinderte oder einsame Menschen zu unterstützen. Ein Konzept, das beide Seiten glücklich macht.

Von Eva Holz (Text und Bild)

«Salü Ruedi.» «Salü Heidi.» Sie begrüssen sich schon beinah wie alte Bekannte: Rudolf Frevel (86) und Heidi Letter (60). Die beiden verbringen jede Woche ein bis zwei Stunden miteinander – zum Karten spielen, zum Spazieren oder auch einfach zum Kaffee trinken und Plaudern. Der Witwer lebt seit bald einem Jahr im Viva Luzern Wesemlin. Seine Besucherin hat im November 2023 erfolgreich die Weiterbildung zur Mitarbeiterin des BDI absolviert. Seither ist die IV-Bezügerin beim BDI angestellt und für diesen unterwegs. Aktuell besucht sie vier verschiedene Personen.
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Für beide das erste Mal
«Schon vier Tage nach Abschluss der Weiterbildung, wo ich theoretische und praktische Grundlagen vermittelt erhielt, gab man mir den ersten Auftrag», strahlt Letter und blickt zu ihrem Schützling. «Ich hatte immer Helfervenen und bin mit dieser Aufgabe so richtig in meinem Gebiet angekommen.» Frevel, vierfacher Vater, siebenfacher Grossvater und zweifacher Urgrossvater, lächelt und nickt: «Es ist meine erste Betreuung dieser Art und ich muss sagen, wir haben es gut miteinander. Was will man mehr?» Er selber sei zwar nicht besonders gesprächig, möge aber das Zusammensein mit Heidi sehr. Sie schmunzelt und meint: «Ich weiss immer etwas zu erzählen.» Gerade während der Fussball-EM ginge der Gesprächsstoff gewiss nicht aus, so Frevel. Er schaue gerne Sportsendungen und sie sei für alle Themen zu begeistern.

Wichtige und bereichernde Momente
«Mir ist wichtig, dass es meinem Gegenüber gut geht», sagt Letter, Mutter eines Sohnes. «Ruedi ist eine sehr angenehme Person, respektvoll und dankbar.» Beide betonen, wie bereichernd und wichtig die gemeinsame Zeit für sie sei. Und was möchten sie zusammen als nächstes in Angriff nehmen? «Einen Spaziergang bei schönem Wetter rund ums Haus», wünscht sich Frevel. «Und zwar ohne dieses Auto.» Dabei zeigt er auf seinen Rollator. Letter lacht: «Lass uns abwarten, Ruedi. Wer weiss, vielleicht klappt es, wenn du dich bei mir unterhakst. Wir wollen aber nichts riskieren.»

Seit 24 Jahren
Der BDI wurde vor 24 Jahren von der Albert Köchlin Stiftung (AKS) ins Leben gerufen. Mit ihr, wie auch mit dem Kanton und der WAS IV Luzern hat der BDI eine Leistungsvereinbarung. «Wir beschäftigen aktuell 66 IV-Bezügerinnen und Bezüger zwischen 30 und 65 Jahren, die pro Woche 140 Kundinnen und Kunden begleiten», erzählt Christine Giger. Sie ist seit 21 Jahren Mitarbeiterin des BDI und seit acht Jahren Geschäftsführerin. 60 Prozent der Kundinnen und Kunden werden in Alters- und Behindertenheimen besucht, die andern in Privathaushalten.

«In den letzten Jahren hat die IV immer weniger Vollrenten gesprochen. Dementsprechend wurde die Rekrutierung von Menschen mit einer vollen IV-Rente zunehmend schwieriger und die Anzahl der Besuchsteam-Mitarbeitenden ist zurückgegangen. Deshalb können neu auch Personen mit einer Teil-IV-Rente oder Sozialhilfeempfängerinnen und -empfänger unseren Kurs besuchen», sagt Giger. Entschädigt wird der Einsatz mit 13 Franken pro Stunde plus Spesen.

Gigers Bilanz: «Das Angebot vom BDI ist eine rundum sinnstiftende Sache. Da es immer mehr ältere Leute gibt und dem gegenüber fehlende Betreuungs- und Pflegepersonen, braucht es Dienstleistungen dieser Art mehr denn je.»

BDI Stiftung Besuchsdienst Innerschweiz
Zürichstrasse 44
6004 Luzern
Tel.  041 417 12 30
www.besuchsdienst-is.ch

15. Juni 2024 – eva.holz@luzern60plus.ch