Quartiere werden fit fürs Alter
Das Parlament hat grünes Licht gegeben - jetzt wird es konkret: Die beiden ersten Teilprojekte des Entwicklungskonzepts «Altern in Luzern» werden umgesetzt. Es handelt sich um das "alters-gerechte Quartier» und einen Informations-Marktplatz, eine Neugestaltung der bisherigen AHV-Feier.
Wesemlin, Tribschen, Littau
Das altersgerechte Quartier ist eines der zwölf Teilprojekte, die in den nächsten vier Jahren im Rahmen des Entwicklungskonzepts umgesetzt werden. Es soll im Herbst als Pilotversuch in den Quartieren Wesemlin, Tribschen-Langensand und Littau Dorf unter Beteiligung der Quartierbevölkerung anlaufen. «Wir möchten in enger Zusammenarbeit mit den Direktbetroffenen in Erfahrung bringen, mit welchen konkreten Massnahmen ihr Wohnumfeld besser gestaltet werden könnte», sagt Beat Bühlmann, Leiter von «Altern in Luzern».
Hintergrund des Projekts: «Ziel ist es, der Bevölkerung möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben im vertrauten Quartier zu ermöglichen.» Zum einen müsse dazu die Mobilität für alle gewährleistet sein - «denn sie ist Voraussetzung für die soziale Teilhabe», so der 60-jährige Altersexperte. Zum anderen sollen die Netze der Nachbarschaftshilfe gestärkt werden. «Dies, damit ein Wechsel ins Heim im Alter nicht zwingend nötig ist respektive später erfolgen kann.» In dieser Hinsicht sei auch zu klären, inwieweit sich die ältere Generation selber engagieren kann.
Workshops und Begehungen
Wie lässt sich herausfinden, wo die Senioren der Schuh drückt und welche Wünsche und Anregungen sie haben? «Die Initiativgruppen in den jeweiligen Quartieren wenden in Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern - Soziale Arbeit verschiedene Methoden an», sagt Bühlmann. Im Wesemlin etwa werde im September mit den dortigen Quartierkräften ein Workshop durchgeführt. Im Tribschenquartier wären gemeinsame Begehungen der Örtlichkeiten denkbar.
Für Littau Dorf könnte sich Bühlmann den Einsatz so genannter
Quartierforscher vorstellen. «Dieses würden von Tür zu Tür gehen und so versuchen, direkt auf Leute zuzugehen.» Generell sei es wichtig, wenn immer möglich auch Personen miteinzubeziehen, an die man mit konventionellen Mitteln - etwa über Flyer - oft nicht herankomme; seien dies nun Langzeitarbeitslose, sozial Benachteiligte oder Immigranten. Bühlmann: «Älter werden soll kein Privileg Bessergestellter sein.»
Geplant ist, dass die Ergebnisse zum altersgerechten Quartier bis Ende 2013 vorliegen. Was ist zu erwarten? Vorgreifen möchte Beat Bühlmann nicht, doch gewisse Themenfelder würden sich bereits jetzt abzeichnen. Er listet einige der Fragen auf, welche die ältere Generation beschäftigen und bereits an ihn herangetragen worden seien:
Wie fussgängerfreundlich ist mein Quartier? Wie gut ist es an den
öffentlichen Verkehr angebunden? Fühle ich mich in meiner Umgebung sicher, ist die Beleuchtung genügend? Gibt es einen Treffpunkt oder sonstige Möglichkeiten für soziale Kontakte? Ist der Fortbestand des Quartierladens, der Quartierpost gesichert?Kenne ich meine Nachbarn - und wer könnte mir allenfalls zur Hand gehen? Gibt es Möglichkeiten der Alterspflege im Quartier?
Praxis-Umsetzung gehört dazu
Anhand der Resultate soll eine Checkliste erstellt werden, die dann auch in den anderen Stadtquartieren zur Anwendung kommt. Bühlmann betont, dass damit das Projekt nicht zu Ende ist. «Der Sinn ist natürlich, dass man zum Vorschein gekommene Mängel ernst nimmt und auch in der Praxis eine Verbesserung der Situation herbeiführt.» Kleinere Sachen - etwa das Aufstellen einer Sitzbank - seien möglichst bald anzugehen. Und falls grössere Investitionen notwendig würden? Bühlmann: «Dann müssten Stadtrat und Parlament darüber befinden.»
Dave Schläpfer, Neue Luzerner Zeitung - 28. Juli 2012
Der Workshop im Wesemlin-Quartier findet am 4. September um 19 Uhr im dortigen Betagtenzentrum im Haus Abendstern statt. Anmeldung: Claudia Häfliger, 041 420 00 13 kautschgi@gmx.ch