„Wir müssen keine Person abweisen“
Jan Kees Kram, Leiter Hotellerie und Wohnen bei Viva Luzern, und Ursula Kopp, Leiterin Betreuung in der Siedlung Schlossstrasse, beantworten Fragen zum Alterswohnungsangebot in Luzern.
Von René Regenass (Text und Bild)
Reicht das Angebot an Alterswohnungen mit Dienstleistungen in der Stadt Luzern?
Jan Kees Kram: Für uns ist wichtig, dass wir die Trends erkennen und überlegen, was es braucht. Das ist ein stetiger Prozess.Wir prüfen aktuell den Umbau des Wohnheimes Diamant im Eichhof zu einem Haus mit Alterswohnungen. Ähnliche Überlegungen gibt es für das Schulhaus Schädrüti. Auch in Littau denken wir für später an ein neues Angebot von Alterswohnungen. Im Haus der Luzerner Pensionskasse an der Tribschenstrasse wurden bereits bestehende Wohnungen erneuert und vergrössert.
Die Frage zum Angebot ist damit noch nicht beantwortet. Gibt es in der Stadt genügend Alterswohnungen?
Das hängt wesentlich vom Preissegment ab. Nicht jede Person hat im Alter die gleichen finanziellen Möglichkeiten. Es ist Aufgabe von Viva Luzern, ein breites Angebot bereitzustellen.
Ich möchte konkrete Angaben. Haben wir in Luzern genügend Alterswohnungen? Oder müssen sie Interessenten abweisen?
Ursula Kopp: Der Bedarf ändert sich laufend. Aber wir weisen keine Person ab. Bei Anfragen nach Alterswohnungen geht es in der Regel nicht um Notfälle. Es geht meistens um einen Bedarf in den nächsten Monaten oder auch später. Das hängt zum Teil auch mit Wohnungen zusammen, die umgebaut und nachher teurer werden. Aktuelles Beispiel ist das Hochhaus Schönbühl. Da erlebten wir in den letzten Wochen eine Häufung von Anfragen. Dann kann es vorübergehend eine Warteliste geben. Im Normalfall jedoch sind wir in der Lage, den Bedarf abzudecken. Es kann zu Engpässen kommen, wenn jemand einen ganz konkreten Wunsch äussert. Zum Beispiel eine Wohnung über dem 10. Stockwerk im Hochhaus Eichhof.
Welche Wohnungsgrössen sind am stärksten begehrt
Jan Kees Kram: Es geht meistens um Wohnungen mit 2 ½ oder 3 ½ Zimmer. Die Herausforderung liegt bei der Höhe des Mietzinses. Bei 3 ½-Zimmerwohnungen kommen ältere Leute schnell an eine Grenze. Für uns ist wichtig, dass die Angebote bezahlbar bleiben. Dafür setzen wir uns ein. Da kann es ab und zu eine Diskrepanz zwischen Wunsch und Möglichkeiten geben.
Noch keine Neuplanung an der Schlossstrasse
Bei den Ausbauplänen habe ich nichts gehört von der Siedlung Guggi an der Schlossstrasse. An der Taubenhausstrasse beginnt nächstens ein grosser Umbau. Was geschieht an der Schlossstrasse?
Dafür gibt es noch keine Planung. Die Liegenschaft gehört – wie die meisten Alterswohnungen – der Stadt, die über Um- oder Neubauten entscheidet. Sie ist Bauherr. Viva Luzern ist lediglich Nutzer und Vermittler der Wohnungen. Ein Renovationsbedarf ist in den nächsten Jahren sicher vorhanden. Selbstverständlich hat Viva Luzern ein Interesse an einem möglichen Ausbau. Doch aktuell konzentrieren wir uns auf die Pläne mit dem Wohnheim Diamant im Eichhof. Wir werden uns bei der Planung auf ein breites Preissegment bei den Alterswohnungen ausrichten.
Zur Präzisierungen: Bei all diesen Alterswohnungen gibt es immer auch ein Dienstleistungsangebot?
Das ist so. Die Betreuerinnen vor Ort bieten Beratung und Unterstützung in Gesundheitsfragen, die Begleitung von Arzt- und Spitalbesuchen sowie einen Mittagstisch an. Zusätzlich können nach Bedarf hauswirtschaftliche Dienstleistungen wie Wäschebesorgung, Wohnungsreinigung oder Kleinreparaturen bezogen werden. Die Mieterinnen und Mieter sind zu verschiedenen Festen und Aktivitäten eingeladen. Für dieses breite Angebot bezahlt der Mieter oder die Mieterin pro Monat 50 Franken. Es gibt kein eigentliches Pflegeangebot. Wir fühlen uns jedoch mitverantwortlich für das allgemeine Wohlergehen der Mietenden, die hier in einem hohen Mass selbstständig sind.
Wie viele Personen arbeiten zum Beispiel für das Dienstleistungsangebot in der Guggi-Siedlung?
Ursula Kopp: Das sind aktuell fünf Personen mit zum Teil kleinen Pensen. Ich selber als Leiterin arbeite 80 Prozent.
Wenn der Neubau an der Taubenhausstrasse steht und das Angebot erweitert wird, wird das Betreuungsteam grösser werden?
Jan Kees Kram: Das wird geprüft. Es gibt eine Dienstleistungsnorm (Din-Norm), an welcher wir uns orientieren werden. Es sind Richtwerte, welche auch in Deutschland angewendet werden. Aktuell ist das Team täglich während drei Stunden anwesend. Die Präsenz am Mittagstisch ist zusätzlich.
Eine persönliche Frage zum Schluss: Wie fühlten sie sich in Luzern, wenn sie als Rentner mit beschränktem Einkommen eine Wohnung suchen müssten?
In Luzern eine Wohnung zu suchen, ist wohl für jede Person eine Herausforderung. Wir haben ein differenziertes Angebot. Diese Wohnungen können, falls notwendig, mit Ergänzungsleistungen finanziert werden. Wir setzen viel daran, in allen Preissegmenten Angebote zu haben. Die Wohnungen der Pensionskasse auf Tribschen zum Beispiel sind sehr marktkonform.
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„Es fehlen grössere Wohnungen“
Caroline Riniker leitet die Beratungstelle „Wohnen im Alter“ von Viva an der Schützenstrasse 4 in Luzern. Was in Luzern fehle, seien grössere Wohnungen, sagt sie auf die Frage, ob Luzern den Bedarf an Alterswohnungen abdecken könne. Bei eher bescheidenen Ansprüchen könne fast immer eine Wohnung vermittelt werden, weil der Ausbaustandard eher älter sei. „Darum freuen wir uns sehr auf die neuen Angebote, die an der Taubenhausstrasse und im Haus Diamant im Eichhof projektiert sind.“ Bei der Wohnungsvergabe hätten jene Personen Vorrang, die mit einer Wohnungskündigung überrascht worden seien.
Der Umbau des Wohnheims Diamant werde dann stattfinden, wenn die jetzigen Bewohner und Bewohnerinnen wie angekündigt in das Haus Pilatus im Betagtenzentrum Dreilinden zügelten, erklärte Beat Demarmels, Geschäftsleiter von Viva Luzern. Die Beratungsstelle Wohnen im Alter ist früher von der Abteilung Heime und Alterssiedlungen der Sozialdirektion geführt worden und vermittelte damals vor allem den Aufenthalt in den städtischen Pflegeheimen. Jetzt hat Viva die Beratungsstelle übernommen.
Massgebend wäre der Bedarf in der Stadt
Paolo Hendry, Abteilungsleiter Alter und Gesundheit, sagt auf Anfrage, die Bereitstellung von zusätzlichen Angeboten bei Viva Luzern sei auf den städtischen Bedarf auszurichten. In diesem Sinne begrüsse die Sicherheits- und Sozialdirektion die Errichtung von neuen Alterswohnungen auf dem Eichhof Areal und an der Taubenhausstrasse, wo die bestehende Wohnsiedlung neu gebaut wird. „Die städtischen Alterssiedlungen sind ein wichtiges Glied in der Versorgungskette und tragen zum selbstbestimmten Wohnen im Alter bei.“ Die Stadt sehe einen gewissen wohnpolitischen Vorteil in einem Angebot Wohnen im Alter mit Dienstleistungen, so wie dies Viva Luzern als strategische Stossrichtung formuliere.
Die Übersicht
Das Angebot von Alterswohnungen in Luzern
Für die Vermittlung von Alterswohnungen stehen der Beratungsstelle „Wohnen im Alter“ aktuell folgende Möglichkeiten offen (Anzahl Wohnungen und Mietpreise):
Siedlung Schlossstrasse
19 Einzimmer- und 7 1½-Zimmerwohnungen, 700 bis 900 Franken.
12 Zweizimmer- und 7 2½-Zimmerwohnungen, 850 bis 1100 Franken.
Haus Titlis Dreilinden
8 1½- Zimmer und 8 2-Zimmerwohnungen, 700 bis 1050 Franken.
Eichhof Hochhaus Aqua marin und Wohnhäuser Smaragd
38 Einzimmerwohnungen, 700 bis 850 Franken.
44 Zweizimmerwohnungen, 850 bis 1050 Franken.
Siedlung Rank
37 1 ½-Zimmerwohnungen, 800 bis 900 Franken.
3 2 ½-Zimmer- und eine 3-Zimmerwohnungen, 900 bis 1150 Franken.
22. August 2018
rene.regenass@luzern60plus.ch