
Selina Frey, Präsidentin der städtischen Sozialkommission, legt ein besonderes Augenmerk auf die Integration.
Für Menschen am Rand der Gesellschaft
«Wir brauchen neue Wohnangebote für ältere Menschen. Ihre Zahl steigt – und damit auch das Bedürfnis nach Alterswohnungen.» Dies sagt Selina Frey, Präsidentin der Sozialkommission, und weist gleichzeitig auf weitere Anliegen hin. Von Albert Schwarzenbach (Text) und Joseph Schmidiger (Bild)
Auf der Agenda stand es schon seit längerem: die Fusion zwischen der Viva Luzern AG und der Spitex Stadt Luzern. Damit sollte die integrierte Versorgung der Stadtbevölkerung sichergestellt werden. So weit kommt es jetzt aber nicht. Das Vorhaben ist abgeblasen worden, die zwei Unternehmen hatten zu unterschiedliche Kulturen und wollten vorerst nicht zusammenkommen.
Zurück bleibt unter anderem die Frage, was mit den Alterswohnungen der Stadt geschehen soll. Sie hätten in die neue Organisation einbezogen werden können. «Wir brauchen mehr preisgünstige Wohnungen, insbesondere für ältere Menschen, aber auch für Suchtbetroffene, Familien und Leute am Rand der Gesellschaft», sagt Selina Frey, grüne Grossstadträtin und Präsidentin der Sozialkommission. Sie ortet Handlungsbedarf.
Drogenkonsum nimmt zu
Die Sozialkommission ist, wie der Name sagt, für soziale Fragen zuständig. Sie greift Themen auf, die Randgruppen betreffen. Ein Beispiel ist der zunehmende Drogenkonsum. Er gefährdet die Gesundheit der Süchtigen, die aggressiver werden, um ihren Stoff zu beschaffen. «Die Stadt beobachtet die Entwicklung aufmerksam», sagt die Politikerin. «Als erste Massnahmen sind die Öffnungszeiten der Gassenküche verlängert und die Präsenz der SIP verstärkt worden.» Zu verhindern ist, dass Drogen auf Schulhausplätzen auftauchen.
Zugenommen hat zudem die Zahl der Gefährdungsmeldungen, weil immer mehr Menschen psychische Erkrankungen haben, vor allem Kinder und Jugendliche.
Komplexe Fälle
Positiv ist, dass die Mitarbeitenden des Sozialamtes weniger Klientinnen und Klienten betreuen müssen als früher. Diese Reduktion der Fallzahlen steigert die Qualität der Arbeit, denn die Fälle werden immer komplexer. Die sozialen Leistungen müssen immer wieder ausgehandelt werden – ein politischer Prozess, der nur zum kleinen Teil von der Stadt geleistet werden kann.
Frey legt ein besonderes Augenmerk auf die Integration. 25 Prozent der Stadtbevölkerung hat keinen Schweizer Pass. Die Abläufe sind kompliziert und zeitaufwändig, was Migranten und Migrantinnen davon abhält, sich dafür zu bewerben. Da braucht es neue Angebote. Der Spielraum der Stadt ist allerdings beschränkt, zumal die Kompetenzen der Einbürgerungskommission klar festgelegt sind.
Hobby Politik
Die Kommissionspräsidentin arbeitet in der Sozialberatungsstelle der Reformierten Kirche und ist dort mit den unterschiedlichsten Lebensläufen konfrontiert. Die 33-jährige Sozialarbeiterin absolvierte eine Lehre als Bekleidungsgestalterin und studierte später «Soziale Arbeit». Sechs Jahre arbeitete sie für die kantonale Asyl- und Flüchtlingshilfe, später im Frauenhaus und im Kanton Zug im Asylbereich.
Ihr grösstes Hobby ist die Politik, für die sie 20 Prozent ihrer Arbeitszeit einsetzt. Als «sozialer Mensch» leistet sie auch Freiwilligenarbeit. Und in Zürich will sie einen CAS in «Positiver Psychologie» erwerben, um damit das persönliche Wohlbefinden zu vergrössern. Was ihr sicher bei ihrer täglichen Arbeit in den verschiedenen Lebenswelten hilft.
19. Februar 2025 – albert.schwarzenbach@luzern60plus.ch