Betreuungsleistungen sind noch immer nicht adäquat finanziert. Bild: Pixabay

Fokus auf Betreuung

Der Luzerner Stadtrat reagiert unter anderem auf den gestiegenen Betreuungsbedarf der älteren Bevölkerung. Er unterbreitet dem Parlament das Massnahmenpaket «Gute Betreuung im Alter Stadt Luzern». Beim Grossen Stadtrat werden zusätzliche Mittel von jährlich 620'000 Franken sowie die Finanzierung eines Pilotprojekts in der Höhe von 1,2 Millionen Franken beantragt.

Die Alterspolitik der Stadt Luzern verfolgt seit einigen Jahren das Ziel, das selbstbestimmte Wohnen im Alter zu unterstützen. Dazu sind nicht nur Pflege-, sondern auch Betreuungsleistungen erforderlich. Wegen der demografischen Entwicklung wird der Betreuungsbedarf in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Die Bereitschaft und die Möglichkeit, die Betreuung durch Angehörige sicherzustellen, dürfte aufgrund unterschiedlicher gesellschaftlicher Entwicklungen hingegen mehr und mehr abnehmen. Zudem ist der Aufwand für die Koordination der vielfältigen Unterstützungsleistungen bereits heute sehr hoch.

Um eine gute Betreuung im Alter oder für jüngere, von Demenz betroffene Menschen auch in Zukunft sicherzustellen, schlägt der Stadtrat dem Parlament im Bericht und Antrag «Gute Betreuung im Alter Stadt Luzern» Massnahmen in fünf Bereichen vor:

1. Pilotprojekt «Individuelle Betreuungs- und Entlastungsbeiträge»
Während medizinisch orientierte Pflegeleistungen von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung gedeckt sind, fehlt bei den Betreuungsleistungen eine Finanzierung weitgehend. Als Antwort darauf soll in einem städtischen Pilotversuch erprobt werden, wie Betreuungs- und Entlastungsleistungen für Menschen mit entsprechendem Bedarf substanziell mitfinanziert werden könnten. Angedacht wird eine Subjektfinanzierung, bei der die anspruchsberechtigten Personen direkt finanzielle Beiträge für die Betreuungsleistungen erhalten. Das Projekt ist auf eine Dauer von vier Jahren (2025 bis 2028) ausgelegt und soll parallel evaluiert werden.

2. Stärkung und Weiterentwicklung der Organisationen
Die Stadt Luzern unterhält im Bereich Betreuung mit fünf Non-Profit-Organisationen Leistungsvereinbarungen. Damit die Organisationen ihre Angebote angesichts des steigenden Betreuungsbedarfs in angemessener Qualität und Quantität sicherstellen und weiterentwickeln können, sind sie auf zusätzliche Unterstützung durch die Stadt Luzern angewiesen. Konkret soll unter anderem das Kostendach bei der Leistungsvereinbarung mit dem Verein Haushilfe Luzern erhöht werden, um die nötige Professionalisierung zu unterstützen und die Anstellungsbedingungen zu verbessern. Neu soll auch der SOS-Dienst der Kirchen angemessen subventioniert werden.

3. Massnahmen im Bereich Demenz
Für Demenzbetroffene, Angehörige und auch für die in diesem Bereich tätigen Institutionen stellt die fehlende Finanzierung von Betreuungsleistungen eine Herausforderung dar. Insbesondere deshalb, da in Tages- oder Nachtstrukturen der Pflegebedarf typischerweise zwar niedriger ausfällt, jedoch ein hoher Betreuungsbedarf erforderlich ist. Daher möchte der Stadtrat das Angebot an Tages- oder Nachtplätzen in der Stadt Luzern ausbauen. Gemeinsam mit dem «Netzwerk Demenz Stadt Luzern» sollen die nötigen Abklärungen getroffen und der bedarfsgerechte Aufbau der neuen Plätze initiiert werden. Ausserdem sollen zusätzliche Kapazitäten bei der zugehenden Beratung der Infostelle Demenz geschaffen werden.

4. Förderpool «Gute Betreuung im Alter»
Mit dem Förderpool «Gute Betreuung im Alter» sollen Innovationen und zivilgesellschaftliches Engagement in folgenden Bereichen gefördert werden: Betreuung von älteren und unterstützungsbedürftigen Menschen, Entlastung von pflegenden und betreuenden Angehörigen, Auseinandersetzung mit demenzspezifischen Fragestellungen. Mit dem vorgesehenen Förderpool lassen sich innovative, zukunftsweisende Projekte und Angebote zeitnah und unabhängig unterstützen.

5. Sensibilisierung, Kommunikation und Digitalisierung
Die Bekanntheit und Inanspruchnahme von bestehenden und neuen Angeboten in den Bereichen Betreuung und Demenz soll gesteigert werden. Dafür soll einerseits die Informations- und Sensibilisierungsarbeit in der breiten Bevölkerung zu Altersthemen ausgebaut sowie andererseits die niederschwellige digitale Zugänglichkeit zu allen Angeboten verbessert werden. Zudem soll die Beratungskapazität der Anlaufstelle Alter erhöht werden.

Sinnvolle und zukunftsgerichtete Weiterentwicklung
Der Stadtrat möchte mit der Vorlage die städtische Alterspolitik weiterentwickeln und stärken. Für Sozial- und Sicherheitsdirektorin Melanie Setz sind die Massnahmen die passende Antwort auf wichtige gesellschaftliche Entwicklungen. Sie eröffnen der Stadt Luzern ausserdem eine Chance: «Guter Betreuung im Alter kommt eine immer wichtiger werdende gesellschaftliche Rolle zu und der Bedarf an Betreuung wird weiter steigen. Mit den nun geplanten Massnahmen reagieren wir auf diesen steigenden Bedarf. Mit dem Pilotprojekt hat die Stadt Luzern zudem die Gelegenheit, im Bereich der Betreuung und deren Finanzierung ein innovatives Modell zu entwickeln, das eine Ausstrahlung weit über die Stadtgrenzen hinaus haben kann.» (bas)

7. November 2024 – Medienmitteilung Stadt Luzern