Christoph Portmann war Grossstadtrat, Grossrat und Nationalratskandidat.

Eine Politkarriere, die plötzlich endete

Er war ein Mann der ersten Stunde: Christoph Portmann (58), Gründervater der SVP der Stadt Luzern. Der Luzerner wirkte als Grossstadtrat, Grossrat (wie das kantonale Parlament damals hiess) und Nationalratskandidat. Und plötzlich brach er seine politische Karriere ab.Von Albert Schwarzenbach (Text) und Joseph Schmidiger (Bild)

Eigentlich begann alles mit der EWR-Abstimmung. Christoph Portmann kam mit der Opposition um Christoph Blocher in Kontakt und wollte nicht akzeptieren, dass die Mitgliedschaft zum «Trainingslager für die EU» werden sollte, wie es Parteifreund und SVP-Bundesrat Adolf Ogi propagiert hatte. Das Volk lehnte die Vorlage ab.

Begehrter Ansprechpartner
Und damit war die Basis gelegt, um die SVP im Kanton Luzern zu gründen. Portmann gehörte zur kleinen Gruppe um den späteren Regierungsrat Paul Winiker, der die Stadtpartei lancierte.  Und dann ging es rasch vorwärts. 1996 zog Portmann mit drei anderen SVP-Vertretern ins Stadtparlament ein, vier Jahre später wurde er in den Kantonsrat gewählt.

Als gemässigter Politiker war er ein begehrter Ansprechpartner und sammelte Ämter – im IFU-Club, im Wirtschaftsverband oder im Stiftungsrat der städtischen Pensionskasse. Als Parteipräsident verbreiterte er die Basis der Partei. Mit Walter Stierli vom FC Luzern, Kurt Schürmann von der Migros-Bank und Rolf Hermetschweiler von der Genossenschaft Lu-Tixi kamen Leute ins Spiel, die wenig mit extremen Positionen am Hut hatten.

Wir-Gefühl
Es gab aber in der Partei und auch in der SVP-Fraktion im Parlament noch andere Stimmen. Der Ton war rau und manchmal unversöhnlich. Portmann versuchte auszugleichen, ohne die Grundposition aufzugeben. Die Partei war zu jener Zeit sichtbar und machte von sich zu reden. So beispielsweise beim Referendum gegen die Grendel-/Löwengraben-Planung des damaligen Baudirektors Kurt Bieder. Die Abstimmung ging für die SVP ganz knapp positiv aus, und es sollte Jahre dauern, bis eine neue mehrheitsfähige Lösung gefunden war.

«Wir hatten damals einen guten Zusammenhalt und entwickelten beim Bier nach der Ratssitzung ein Wir-Gefühl», erinnert sich der Politiker. «Mit den Linken fochten wir zwar im Parlament, aber im persönlichen Kontakt wussten wir uns durchaus zu schätzen.»

Ernüchterndes Ergebnis
Er kletterte auch in der Partei Stufe um Stufe auf der Karriereleiter nach oben. Bis zur Nationalratskandidatur. Das Resultat fiel dabei allerdings ernüchternd aus: zweitletzter Platz auf der SVP-Liste. «In der Stadt schnitt ich zwar sehr gut ab, aber im Kanton wurde ich gestrichen.» Dies führte zu einer Lagebeurteilung. Das Resultat: Portmann schied aus dem Grossen Rat aus, legte alle Parteiämter nieder und setzte voll auf die berufliche Karte.

Nur wenig Chancen
Mit gemischten Gefühlen verfolgt er die Partei heute. «Das Geplänkel um die Stadtratskandidatur hat mich genervt. Es fehlen die Themen und profilierte Köpfe.» Die SVP werde in Zukunft ihren Stimmenanteil zwar halten können, wenn die nationale Partei weiterhin so stark sei. Aber ein Stadtratssitz ist in weite Ferne gerückt.

In Luzern bildet sich ab, was in den anderen Städten längst der Fall ist: Die grösste Partei der Schweiz hat nur noch wenig Einfluss auf das lokale Geschehen. Im Gegensatz zu den Landregionen, wo die Partei inzwischen ein Machtfaktor geworden ist.

Goldene Jahre
Portmann war ein Wirtschaftsvertreter mit einem guten beruflichen Hintergrund. Bei der Zürcher Kantonalbank schnupperte er in jungen Jahren zum ersten Mal Bankenluft, beim Bankverein wagte er erste Gehversuche als Händler, bei der Bank Vontobel baute er die Optionshandelsabteilung auf und bei der Schroders Privatbank avancierte er zum Direktor. Osteuropa, insbesondere Russland, bildete sein Betätigungsfeld. «Es waren goldene Jahre und wir konnten gutes Geld verdienen.» Im Jahr 2009 machte er sich selbständig und baute eine Firma auf, die heute 25 Mitarbeitende zählt. Beraten werden vermögende internationale Kunden aus dem EU-Raum, die sich mit Steuern, Immobilien und Vermögensanlagen befassen.

Anfänglich war Ruedi Stäger, der spätere FCL-Präsident, sein Partner. Und der Fussball ist denn auch sein grosses Hobby. In der Presidents Lounge verfolgt er jeweils die Heimspiele des FC Luzern. Sein bald neunjähriger Sohn Angelo spielt beim FC Kickers, während der Vater am Spielfeldrand mitfiebert. In der Freizeit erholt sich der Banker in einer Ferienwohnung in Engelberg.  

Keine Neidkultur
Seine Branche sieht er durchaus auch kritisch. «Die Grossbanken sind uns mit ihrer Boni-Kultur unserer Kontrolle entglitten. Darum ist das Image der Banken nicht gut.» Viel dagegen unternehmen lässt sich nicht, denn die Vergütungen werden zwar von den Aktionären abgesegnet, aber in der Praxis sind es einige wenige grosse Investoren, meist aus dem Ausland, die entscheiden. Einer Neidkultur will der frühere Privatbanker aber nicht das Wort reden, denn «auch Spitzensportler verdienen exorbitante Beiträge. Und da sagt niemand etwas.»

6. Juli 2024 – albert.schwarzenbach@luzern60plus