Die Stadt Luzern von oben, Sicht von Nordosten. Bild: zvg

Eine blockierte Stadt

Von Beat Bieri

Vieles bleibt stecken, misslingt – Luzern ist blockiert. Mal sind es kleinere Projekte, mal grössere: die Neugestaltung des Dreilindenparks, des grössten öffentlichen Parks der Stadt Luzern, zu einem Skulpturenpark; die Renovation der Villa Musegg; die Umgestaltung des Schweizerhofquais oder die Umwandlung des Trafogebäudes mit WC-Anlage auf dem Bundesplatz in ein Café Fédéral. Die Gründe dafür sind unterschiedlich, das Resultat ist jeweils das gleiche: viel vergebene Müh, ein Scherbenhaufen.

Und nun also das Nein zu einem neuen Luzerner Theater. Es ist ein trauriger Sieg, den die Gegner eines neuen Luzerner Theaters erringen konnten. Eine toxische Melange aus Bedenken (die ich zum Teil verstehe), aus Ressentiments und Frustration schafft eine Mehrheit. Ja, es ist eine deutliche Mehrheit, doch absolut undeutlich bleibt, was genau zu dieser Absage führte.

Teils widersprechen sich die Gegner in ihren Argumenten selbst (zum Beispiel was die Standortfrage anbelangt). Unterlegene Architekten zweifeln nun an, ob ein Architekturwettbewerb das richtige Vorgehen sei – als ob es eine grössere architektonisch-gestalterische Legitimation für ein Projekt geben könnte als der Spruch einer kompetenten Jury. Man denkt an schlechte Verlierer. Und im Hintergrund zogen auch Leute die Fäden, die seinerzeit bereits das KKL zu Fall bringen wollten. Vermutlich ist die Feststellung nicht gewagt, dass heute in dieser Stadt in diesem Gemütszustand ein KKL-Projekt kaum mehr eine Chance hätte.

Ich arbeite gegenwärtig an einem Filmprojekt über den Gründer des Verkehrshauses, Alfred Waldis. Dieser, ein junger, tatkräftiger SBB-Beamter und Abgänger der Verkehrsschule, wurde bei einer zufälligen Begegnung im Zug vom Stadtpräsidenten Paul Kopp (Waldis’ einstigem Lehrer) gefragt, ob er allenfalls Interesse daran hätte, ein Verkehrsmuseum in Luzern aufzubauen. Er hatte, und die Stadt Luzern gab ihm dazu im Baurecht eine sumpfige Wiese in Seenähe. Auf eine Volksabstimmung wurde verzichtet. Potente Partner – vor allem Swissair, PTT und SBB – unterstützten ihn bei der Realisierung des Vorhabens, und schon kurz nach der Eröffnung 1959 wurde daraus das grösste und erfolgreichste Museum der Schweiz.

Selbstverständlich ist ein solches Vorgehen heute nicht mehr empfehlenswert, geradezu undenkbar. Demokratische Partizipation ist richtig und wichtig. Doch das Gegenteil davon, eine Stadt in der Blockade, geschaffen durch eine giftige Mischung aus allerlei Beweggründen, ist ein betrüblicher und lähmender Anblick.

27. Februar 2025 – beat.bieri@luzern60plus.ch