Aschi-Sport – FC Ilge – Wilden Mann
Wir treffen uns im Wilden Mann, in seinem Pfistergassquartier, wo er während 34 Jahren den Aschi-Sport geführt hat. Im Wilden versammelt sich nachher der „Ilge-Stamm“, alles ältere Herren, von denen die meisten früher beim FC Ilge gespielt haben. Der Name kommt vom Hotel Ilge, das Traditionshaus von Joe Wismer, das es leider nicht mehr gibt. Eine gut und gern besuchte Bar gehörte dazu. Auch Peter Aschwanden spielte im FC Ilge mit, als zahmer Verteidiger wie er meint. „Aschi“ ruft man ihn, weit über den Freundeskreis hinaus.
Peter Aschwanden (71) ist in Luzern aufgewachsen, der zweite Bürgerort ist Flüelen. „Luzerner Bürger bin ich erst geworden, als ich 1983 in den Grossen Rat gewählt worden bin“, sagt er lachend. Auf die Welt gekommen ist er am Ostermontag, 2. April 1945, während eines Cupfinals – vermutlich habe er dort den Fussballvirus eingefangen. Die Schuljahre sind von bekannten Lehrpersonen geprägt: im Moosmattschulhaus Werner Weiss, später SP-Stadtrat, dann der hagere Fritz Brun, in der Sekundarschule auf Hubelmatt waren es Albert Dommann und Albin Ruf, beide später Rektoren der Stadtschulen. Und in der 3. Sekundarklasse erlebte Aschwanden Alfred Ackermann, später als CVP-Mitglied Präsident des Grossen Rates. Es folgte die KV-Lehre in den Sauer- und Wasserstoffwerken in Kriens, heute PanGas.
Eine unerwartete „Beförderung“
Es taucht das Militär auf in den Erinnerungen. Rekrutenschule in Luzern, Infanterie, Füsilier. Hans Stocker als Zugführer, später als wichtige Stimme für die SP im Grossen Rat, etwa zur gleichen Zeit, als Peter Aschwanden für die Liberalen im Parlament wirkte. Etwas überraschend für ihn kam der Vorschlag von Stocker, doch die Unteroffizierschule zu machen. Es folgt die Fourierschule. „Das war genau richtig für mich. Ein nützlicher Job mit Verantwortung, der wenig mit Militär zu tun hat“, sagt Aschwanden heute.
Peter Aschwanden wechselt in seiner Erzählung nahtlos zum Hobbysektor. „Beim ATV habe ich früher Handball gespielt. Auch hier spielte ein Name mit, dem man später auf anderer Ebene begegnete: Werner Schnieper, ex-Baudirektor der Stadt Luzern.“ Aber der Fussball lag Aschwanden einfach näher. Er meldete sich als 18Jähriger für den Schiedsrichterkurs an. „Fussball-Schiedsrichter sein ist eine Lebensschulung. Man muss das gerechte Urteil suchen, aber auch einstecken können.“ Relativ schnell leitete Aschwanden dann Spiele der damaligen Nationalliga A. Doch die Laufbahn musste er abbrechen. „Die Achillessehne wollte nicht mitmachen. Vier Operationen habe ich seither erlebt. Jetzt habe ich ein absolutes Sportverbot.“ Dafür profitierte der Schweizerische Schiedsrichterverband; sechs Jahre war Peter Aschwanden Zentralpräsident.
Das Sportgeschäft mit der treuen Kundschaft
Der berufliche Weg führte Peter Aschwanden für die PanGas kurz in die Romandie. Eine Stellenbewerbung bei Montana-Sport lenkte dann in jenen Berufszweig, der schliesslich zum Lebensinhalt wurde. Die Sportartikelfirma hatte ihren Sitz früher an der Baselstrasse, später in Hergiswil, dann in Stans. Für diesen Betrieb weilte Aschwanden acht Jahre im Aussendienst, von Chiasso bis Basel. Es war eine anspruchsvolle Zeit, von Montag bis Freitag weg von zu Hause mit auswärtigen Übernachtungen. Da lag der Schritt in das Sportfachgeschäft nahe. Dazu kam die 1973 mit Christina Gerold aus Simplon Dorf geschlossene Ehe, die kinderlos blieb. So entschlossen sich Peter und Christina, gemeinsam beruflich etwas aufzubauen. Vier Jahre später übernahm Peter Aschwanden das Sportgeschäft von Pierre Wismer an der Pfistergasse und führte es zusammen mit seiner Frau während 34 Jahren. „Wir gingen sehr bewusst ein gewisses Risiko ein. Doch es hat sich gelohnt“, sagt Peter Aschwanden heute. „Angesichts der bescheidenen Grösse des Geschäftes mussten wir uns konzentrieren. Im Vordergrund stand der Teamsport, Handball, Fussball, dann Tennis, immer verbunden mit Dienstleistungen. Im Skisport verfügten wir über eine Werkstatt, wo wir Serviceleistungen anbieten konnten. Das alles führte zu einer treuen Kundschaft.“ Wichtig war der Schulsport. Die Schulen erhalten von der Gemeinde jährlich einen bestimmten Kredit für Einrichtungen, Geräte und Sportartikel. Da spielten auch die guten Beziehungen aus dem Schiedsrichterverband und später aus der Politik mit. Die Lehrpersonen schätzten die gute Beratung von Peter Aschwanden. – Was ihm wichtig ist: „Meine Frau Christina war mir eine ganz grosse Hilfe im Geschäft.“ Sie stammt aus Simplon-Dorf. Und Peter Aschwanden hat im Wallis 32 Enkelkinder, von denen heute die meisten verheiratet sind. Aber die Kontakte sind immer noch wichtig.
Pfistergasse, daneben das Hotel Ilge, zur Stadt hin der Wilde Mann, etwas weiter das Regierungsgebäude, Tagungsort für den Luzerner Grossen Rat. Das ganze Quartier zwischen Jesuitenkirche und Naturmuseum wurde zum Lebensmittelpunkt von Peter Aschwanden, in vielen Beziehungen, wie wir jetzt erfahren werden.
Neun Jahre Grossrat… und weit mehr als ein Listenfüller
Die Politik – die gehört zu Peter Aschwanden wie Familie, Beruf und Sport. Als urliberaler Mensch steht er in meiner journalistischen Erinnerung. Während neun Jahren war er Mitglied der liberalen Fraktion des Grossen Rates. „Das liberale Denken gehört zu mir. Ausschlaggebend für mein Mittun war aber Paul Fäh, der damalige Präsident der LP, später Nationalrat.“ Die Partei brauche noch Namen auf die Wahllisten, sagte Fäh. Aschwanden zögerte. „Ich hatte ein Sportgeschäft, war angewiesen auf die Kundschaft. Und das waren sicher nicht nur Liberale.“ Nachfragen im Kollegenkreis zerstreuten dann diese Bedenken. Und Peter Aschwanden sah sich ohnehin nur als Listenfüller. Womit er entschieden falsch spekulierte. „Ich lag schliesslich auf der achten Position von den rund 30 Liberalen, die 1983 in den Grossen Rat gewählt worden sind, allein ein Dutzend davon stammten aus der Stadtpartei.“
Nach acht Jahren wollte Peter Aschwanden das Mandat aufgeben, wegen dem Geschäft. „Die Zeit lief mir davon. Kommissionssitzungen, ganz- und halbtägige Ratssitzungen. Doch die Partei wollte mich nicht gehen lassen, weil, ich immer relativ viele Stimmen gebracht hatte. Ich machte in vielen Vereinen mit, war aktiv an der Fasnacht dabei.“
Und heute, was prägt den Alltag? Es ist ein Verein, der im Mittelpunkt steht, ein Altherrenklub, wie er sagt. Aschwanden ist Präsident des FC Ilge. Der Verein besteht seit 53 Jahren, ein reiner Männerklub, Durchschnittsalter über 70. Man trifft sich täglich vormittags 11 Uhr am Stamm im Wilden Mann. Montag, Donnerstag, Samstag und Sonntag sind Schwerpunkttage. „Es sind immer zwischen drei und fünfzehn Personen anwesend.“ Der Fussballklub Ilge hat Freundschaftsspiele ausgetragen, an Turnieren mitgespielt. Gründungspräsident Joe Wismer habe dafür gekämpft, dass der Verein in den Innerschweizer Fussballverband aufgenommen werde. Nach seinem Tod im Jahre 1989 hat Peter Aschwanden den Verein als Präsident übernommen und macht dies heute noch. „Viele, die heute alleinstehend sind, schätzen die Kontakte. Jeden Monat machen wir eine ganztägige Wanderung mit Essen. Im November folgen die Grabbesuche, im Gedenken an die Verstorbenen. Es gibt auch einen Neujahrsstamm.“ Weiter macht Peter Aschwanden auch in der Dünkelweiher-Zunft mit, war 1989 am fünfzigsten Geburtstag ihr Jubiläumszunftmeister. Und im Januar 2011 wurde „Aschi“ zum „Rüüdige Lozärner“ erkoren, mit 48 Prozent aller abgegebenen Stimmen, wie er mit ganz wenig Stolz beifügt.
René Regenass – Juli 2016