Christina Röcke vom Zentrum für Gerontologie der Universität Zürich referierte vor einem interessierten Fachpublikum über Altersbilder.
Das Alter(n) neu denken
Gelassenheit, Freiheit, Zufriedenheit und Weisheit: Positive Altersbilder sollen als motivierende Kraft fürs Älterwerden dienen.Von Monika Fischer (Text) und Sonja Press (Bild)
«Das Alter(n) neu denken: Der Einfluss positiver Altersbilder auf ein gesundes Altern»: So lautete das Thema des von der kantonalen Fachstelle für Gesundheitsförderung Luzern in Zusammenarbeit mit dem Kanton und Pro Senectute organisierten Treffens Ende Oktober in Luzern. Christina Röcke, wissenschaftliche Geschäftsführerin des Zentrums für Gerontologie der Universität Zürich, zeigte auf, wie Altersbilder und damit verbunden unser Denken die Gesundheit und Langlebigkeit beeinflusst. Im Zusammenhang mit der demografischen Entwicklung sei Altsein keine statistische Grösse und einem Wandel unterworfen. «Das gefühlte Alter liegt tiefer als das reale, wir fühlen uns immer jünger», sagte sie und führte aus, dass individuelle und gesellschaftliche Vorstellungen vom Alter abhängig seien, von Erfahrungen mit alten Menschen und wie darüber gesprochen werde.
Nach wie vor seien Altersbilder im Zusammenhang mit Zerfall und Einsamkeit vorherrschend, was sich auf die entsprechende Altersgruppe in einem höheren Risiko für verschiedene Krankheiten auswirke. Die Altersdiskriminierung habe ebenfalls einen negativen Einfluss auf die körperliche und geistige Gesundheit und das soziale Wohlbefinden der älteren und alten Menschen.
Anpassung an die veränderten Ressourcen
Die Referentin bezeichnete positive Altersbilder als motivierende Kraft fürs Älterwerden, was auch zu mehr Lebenszeit führe. Entscheidend sei die Sprache, wie über das Alter und die alten Menschen gesprochen werde: «Alter ist enorm vielfältig, es gibt nicht das Alter, nicht den alten Menschen.» Gesundes Altern sei viel mehr als Biologie, ein Zusammenspiel zwischen Person und Umweltfaktoren.
Es sei wichtig, dass der alternde Mensch sich selber sein, entsprechend seiner Werte leben und an die veränderten Ressourcen im Alter anpassen könne. Wie diese Anpassung gelingen kann, zeigte sie am Beispiel von Arthur Rubinstein. Auf die Frage, warum er auch im hohen Alter als Pianist so erfolgreich sei, nannte er Reduktion, Optimierung, Kompensation: Er reduzierte das Repertoire, übte häufiger und spielte die langsameren Passagen noch langsamer.
Hin zur bereichernden Lebensphase
Miriam Scherer, Programmleiterin «Gesundheit im Alter» beim Kanton Luzern, informierte über das kantonale Aktionsprogramm (KAP) 2022–2025 mit der folgenden Zielsetzung: Ältere Menschen im Kanton Luzern können bei angemessener physischer und psychischer Gesundheit möglichst lange selbständig leben. Sie verfügen über eine gute gesundheitsbezogene Lebensqualität. Das KAP leistet dadurch einen Beitrag, dass die Pflegebedürftigkeit verzögert, vermindert oder verhindert wird.
Beim Übergang zu fünf Workshops zeigte Markus Baumann von Pro Senectute auf, was zur Förderung von positiven Altersbildern beiträgt: Freiwilligenarbeit und Engagement, Bildung und Aufklärung, Medien und Darstellung, politische Massnahmen, Bewegung und Begegnung, Gesundheitsförderung. Es gelte das Alter neu zu denken, als positive und bereichernde Lebensphase zu gestalten und zu erleben sowie innovative Ideen umzusetzen.
Zwei Fragen nach der Tagung an Mirjam Müller-Bodmer, Leiterin der Fachstelle für Altersfragen der Stadt Luzern:
Was hat Sie am Referat von Christina Röcke und am Treffen generell am meisten beeindruckt?
Mirjam Müller-Bodmer: Gefreut haben mich die Resultate der repräsentativen Umfrage betreffend der Altersbilder in der Schweiz, wo mit «Gelassenheit», «Freiheit», «Zufriedenheit» und «Weisheit» vier überaus positive Eigenschaften prominent mit dem Alter in Verbindung gebracht werden und die negativen Eigenschaften weit zurückliegen. Diese positive Einstellung zum eigenen Älterwerden unterstützt die physische und psychische Gesundheit.
Wo steht die Stadt Luzern bezüglich dem kantonalen Aktionsprogramm Gesundheitsförderung 2022–2025?
Verschiedene Angebote der Stadt Luzern decken sich mit dem kantonalen Aktionsprogramm, werden teilweise auch in Kooperation konzeptionell erarbeitet und umgesetzt. Im Bereich «Gesundheit im Alter» erfreuen sich beispielsweise die langjährigen kostenlosen Qi Gong’s auf dem Inseli und auf dem Friedhof Staffeln grosser Beliebtheit, und den Austausch in den Erzählcafés erleben die Teilnehmenden als sehr bereichernd. Auch die beiden Spaziergang-Broschüren mit Vorschlägen für Routen in der Stadt und in die Nachbargemeinden regen zu Entdeckung, Bewegung und Begegnung an.
15. November 2024 – monika.fischer@luzern60plus.ch