Corona-Pandemie in den Luzerner Pflegeheimen (II)
«Wir waren im Haus gut abgeschirmt und aufgehoben»
Die Altersinstitutionen waren von der Corona-Pandemie besonders stark betroffen. Wie gingen die Betroffenen damit um? Davon berichten in einer dreiteiligen Serie eine junge Pflegefachfrau, eine Bewohnerin im privaten Pflegeheim Steinhof sowie die Betriebsleiterin eines Betagtenzentrums von Viva Luzern.
Von Monika Fischer (Text und Fotos)
Johanna Wyrsch-Meyer, 1939, ist seit zwanzig Jahren verwitwet und lebt seit anderthalb Jahren im Pflegeheim Steinhof, wo sie sich in ihrem Zweierzimmer mit einer wunderbaren Aussicht sehr wohl fühlt. Wegen der Corona-Pandemie hatte die dreifache Mutter und Grossmutter dreier Enkelkinder keine Angst um sich. Sorgen machte sie sich eher über ihre Familie und meint: »Die Menschen draussen hatten viel mehr Angst. Wir waren ja im Haus sehr gut abgeschirmt und aufgehoben, wurden schriftlich und mündlich gut informiert und konnten miteinander und mit dem Personal über die Situation reden. Wir mussten ja alle dasselbe durchmachen, waren alle im gleichen Boot und haben uns drein geschickt.»
«Die Menschen draussen hatten viel mehr Angst», sagt Johanna Wyrsch-Meier.
Mit den Kindern telefoniert
Lachend erzählt sie: «Es war eine schöne Zeit, weil wir weniger zu tun hatten als sonst, da die Aktivierung ausfiel. Zudem konnte ich länger schlafen. Gefallen hat mir das Singen mit Herrn Herrsche, der auch Geschichten erzählt hat.» Mit den Kindern hatte sie zwei- bis dreimal in der Woche Kontakt übers Telefon, wo sie einander auch sehen konnten. Und doch strahlt sie, als sie von den Besuchen in der Box erzählt, zuerst mit, dann ohne Scheibe.
Trotz der fehlenden Kontakte ist es ihr nie langweilig. Sie betet und liest viel, auch über Corona. Und doch sind ihr Gespräche wichtig. «Ein Steinhof-Bruder kommt regelmässig vorbei. Mit ihm kann man über alles reden, das tut gut. Die Pflegerinnen reden schon auch mit uns. Doch haben sie sehr viel zu tun und deshalb wenig Zeit.»
Wichtig ist ihr, dass sie sich in dem zum Areal gehörenden wunderschönen Garten frei bewegen kann. Doch freut sie sich auch wieder auf Spaziergänge in der Umgebung. «Ich gehe oft hinaus, sehe ich doch dort viel anderes, schöne Häuser und Gärten.» Gerne möchte sie auch bald wieder mit dem Rotkreuz-Taxi zu ihrem langjährigen Coiffeur nach Horw fahren, wo sie 60 Jahre wohnte. – 26. 6.2020
fischerabt@bluewin.ch