Mischzonen Fussgänger und Fahrradfahrende Bild: Joseph Schmidiger
Altersfreundliches Luzern mit Verbesserungspotential
Das ging schnell: Die Stadt Luzern hat sich am 29. März bei der WHO um die Mitgliedschaft im Netzwerk der „Age-Friendly-Cities“ beworben. Und bereits am 22. April ist Luzern von der WHO in Genf als altersfreundliche Stadt willkommen geheissen worden. Auf Grund einer repräsentativen Befragung der Bevölkerung über 65 Jahre in Luzern haben sich Handlungsfelder ergeben, die Inhalt der Bewerbung bei der WHO sind. Ein wichtiges davon betrifft das Verhalten von Velofahrenden und Fussgängerinnen in den Mischzonen, wo beide Gruppen zusammen unterwegs sind.
Von Rene Regenass (Text) und Joseph Schmidiger (Bild)
"It is my pleasure to welcome Lucerne as a member of the WHO Global Network for Age-friendly-Cities and Communities" heisst es Schreiben an Stadtpräsident Beat Züsli. Luzern sei jetzt Teil der Bewegung, deren Mitglieder sich bemühten, die Bedürfnisse der älteren Bevölkerung noch besser wahrzunehmen und zu befriedigen.
Der Bewerbung von Luzern liegen verschiedene Aktionen der Stadt zu Grunde, unter anderem eine repräsentative Befragung. Das zentrale Ergebnis der Befragung ist die grosse Zufriedenheit der älteren Generation (95 Prozent) mit ihrem Leben in dieser Stadt. 1000 Personen über 65 wurden angeschrieben, 618 sandten den ausgefüllten Fragebogen zurück. Positiv bewertet wurde die Unterstützung durch Pflege- und Gesundheitsdienste. Gut 95 Prozent der Befragten schätzen das öffentliche und private Spitexangebot in der Stadt. Was erstaunt: Ebenfalls über 95 Prozent sind mit ihrer aktuellen Wohnsituation zufrieden. Und 60 Prozent der Befragten gaben an, dass sie dank der Hilfe von Angehörigen und Nachbarschaft noch zu Hause wohnen könnten. Von den über 90Jährigen leben zwei von drei Personen immer noch zu Hause.
Der Aufbau und die Ergebnisse der Befragung sind in einem „Bericht zur Bewerbung bei der WHO für die Aufnahme im Netzwerk „Age-Friendly cities and Communities“ dokumentiert worden. Dieser Bericht wird allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen der Umfrage und Institutionen zugestellt, die in Luzern in irgendeiner Form mit dem Alter zu tun haben.
Die Herausforderungen
An einer Zoom-Schlussveranstaltung vom 19. und 22. April sind Institutionen, die sich in Luzern mit dem Thema Alter beschäftigen oder von ihm betroffen sind, von Stadtrat Martin Merki und von Mitarbeitenden über das Vorgehen und über Details der Bevölkerungsbefragung informiert worden. Zum Beispiel: Mirjam Müller-Bodmer, Leiterin der Fachstelle für Altersfragen, skizzierte die Herausforderungen für die Alterspolitik in Luzern. Dazu zählen die Gesundheitsversorgung, Menschen mit Demenz, die Soziale Sicherung, Menschen mit Migrationshintergrund und die Digitalisierung. Projektmitarbeiterin Simone App sprach unter anderem zum Vorgehen: 120 Fragen wurden gestellt, zu jeder Frage gab es fünf Antwortmöglichkeiten. Wer über 79 Jahre alt ist, füllte den Fragebogen mehrheitlich auf Papier aus und liess die digitale Variante fahren.
Beat Bühlmann, Mitglied des Ausschusses des Forums Luzern60plus und der Redaktionsgruppe, welche den aktuellen Teil der Website betreut, skizzierte Ergebnisse der Umfrage. Zur Mobilität etwa: 40 Prozent der über 80Jährigen sind noch mit dem Auto unterwegs, 23 Prozent nehmen das Velo, und viele finden es gefährlich. Die VBL-Busse fahren an Haltestellen zu schnell wieder weg (und zu speedig – Anmerkung des Verfassers). 76 Prozent der Befragten nutzen das Internet, bei den über 80Jährigen sind es 55 Prozent.
Die Empfehlungen für Massnahmen aus den Handlungsfeldern sollen in der Stadtverwaltung auf ihre Umsetzbarkeit geprüft werden. Mit den einzelnen Direktionen soll ein Aktionsplan erarbeitet werden, sagt Miriam Müller-Bodmer. „Die Lücken, die aufgezeigt werden, sind für uns Ansporn, noch besser zu werden“, sagte Stadtrat Martin Merki.
Die Handlungsfelder
Mobilität und öffentlicher Raum:
Die Mischzonen, wo Fussgängerinnen und Velofahrende gemeinsam unterwegs sind, führen zu viel Verunsicherung und Ärger. Informationen über korrektes Verhalten und eine Sensibilisierung könnten Abhilfe schaffen.
Wohnen
Das Angebot von altersgerechten und bezahlbaren Wohnungen in einzelnen Quartieren ist ungenügend. Der Vereinsamung von alleine lebenden Menschen ist vorzubeugen. Ältere Menschen sollen noch besser über Angebote und Dienstleistungen informiert werden.
Teilnahme am öffentlichen Leben
Bei Einpersonenhaushalten besteht Handlungsbedarf. Es gibt Stadtkreise wo Orte der Begegnung fehlen. Förderung der Quartierarbeit.
Freiwillige und bezahlte Arbeit
Freiwillige sollen bei ihrem Engagement Lebens- und Berufserfahrung einbringen können. Jede vierte Person weiss nicht genau, wohin sie sich wenden müsste, falls sie sich freiwillig engagieren möchte. Und nur jede zweite Person kennt den Marktplatz 60plus in der Kornschütte, wo jedes Jahr über 30 Organisationen über mögliches freiwilliges Engagement informieren.
Unterstützung durch Pflege- und Gesundheitsdienste
Ein Viertel der Befragten vertritt die Meinung, dass Pflege- und Gesundheitsdienste verstärkt werden sollten.
Information
Wer keinen Zugang zur digitalen Welt hat, soll dafür sensibilisiert werden. Niederschwelligen Zugang ermöglichen und Support gewährleisten. Ein Viertel der Befragten und knapp die Hälfte der über 80Jährigen nutzt das Internet selten oder nie. Zudem: Bessere Information über städtische Angebote. Nur jede zweite Person kennt die Broschüre „Wichtige Adressen“. Und nur 45Prozent kennen die Website www.luzern60plus.ch - 23. April 2021
Stadt Luzern - Bericht Altersfreundliche Stadt Luzern