Alois Hartmann: Neugierig und engagiert
von Geburt und von Beruf
Die Siedlung in Rothenburg, in der Hartmanns seit neun Jahren in einer Eigentumswohnung leben, heisst «Konstanz». Alois wäre nicht Alois, wenn er dem ungewöhnlichen Namen nicht nachgegangen wäre. Belege gäbe es keine, bloss Indizien - danach gehe der Name darauf zurück, dass der Hof auf diesem Land einst den Handel mit dem Markt von Konstanz gepflegt habe.
Mit Politik aufgewachsen
Alois Hartmann, Jahrgang 1936, ist ein von Natur aus neugieriger Mensch. «Ich war immer ein wahnsinniger Frögli», bekennt er freimütig. Vielleicht liege das ja in der Familie, ein Neugierde-Gen vielleicht... Jedenfalls bot das Umfeld, in dem der kleine Alois aufwuchs, ein weites Feld für viele Fragen. Der Vater war Lehrer und Gemeindeschreiber in Altwis. «Damals war die Gemeindekanzlei noch beim Schreiber im Haus, und dort wurde auch geheiratet», erinnert sich Hartmann - und wohl auch politisiert, jedenfalls wusste er «schon früh, wer liberal und wer konservativ war». Wo der junge Alois seine politische Heimat finden würde, war nicht wirklich eine Frage – bei den «Roten» natürlich, das waren in der alten politischen Farbenlehre im Kanton Luzern die «KK», die «Katholisch-Konservativen», die heutige CVP. Beim Wandel von der konfessionell geprägten KK zur weltanschaulich weit offenen CVP war Alois H. an vorderster Front dabei.
Pflichtzölibat liess Berufswunsch platzen
Zurück zum jungen Alois. Der studierte Theologie, wollte Priester werden. Dann spürte er: «Das geht nicht.» Die Pflicht zum Zölibat habe ihm klar gemacht, dass die Priesterlaufbahn für ihn kein Lebensweg würde - «das schon im Studium zu erkennen, ist eine Gnade», sagt Alois Hartmann im Rückblick. Priester wurde Hartmann nicht. Seine Prägung im katholisch-konservativen Luzerner Milieu verlor er deswegen nicht. Auch seiner Neigung und seinem Talent zu «Verkündung» und «Versöhnung» konnte A.H. ohne Priesteramt in vollen Zügen nachleben.
A.H. – das wurde zum landesweit beachteten, ab und zu auch gefürchteten Kürzel, seit Hartmann als knapp 40jähriger vollberuflich in den Journalismus wechselte. Er schaffte es gleich in die erste Liga: Bundeshaus-Redaktor für «Vaterland», «Ostschweiz» und «Freiburger Nachrichten». Nach der Neuerfindung des politischen Katholizismus zur CVP (1971) war Hartmann für die Leserinnen und Leser der C-Presse «die Stimme aus Bern». Er war schon im Stellwerk dabei, als die Weichen gestellt wurden für die Vereinigung von christlichsozialen und katholisch-konservativen Parteien zur nicht-konfessionellen, weltanschaulich offenen und sozial engagierten CVP. Als Informationschef im Generalsekretariat der ehemaligen kk-Partei war er massgeblich am Umbau seiner Parteifamilie in den späten 1960er Jahren beteiligt. Seit 1971 heisst die ehemalige Konservativ-Christlichsoziale Volkspartei CVP. Am neuen Parteiprofil und –programm hat Hartmann tüchtig mitgedacht und mitgeschrieben.
Engagiert in Beruf und Privatleben
Alois Hartmann ist ein «Akteur». Kein Eiferer, das überhaupt nicht, aber einer, der mitmacht, der mitmachen, vermitteln, vernetzen will. A.H. findet man als Aktiven in der Studentenverbindung, in der Partei. Und dann natürlich als Journalist und Publizist: Aus dem Bundeshaus als C-Stimme im Korrespondenten-Chor wechselte er ins C-Zentralorgan. 1978 bis 1982 war A.H. Chefredaktor des «Vaterland». Es war ein Karrierehöhepunkt – aber wohl nicht die glücklichste Zeit in Hartmanns beruflicher Biografie. «Die beste Zeit waren die Jahre im Bundeshaus», blickt er auf seine Arbeit zurück. Vom «Vaterland», dem einstigen Zentralorgan «seiner» Partei musste er sich 1982 verabschieden. A.H. passte nicht mehr in die neue Verlagsstrategie.
Alois Hartmann war und ist ein sozial engagierter Mensch. Der Wechsel aus der Zeitungs-CR beim «Vaterland» zum Informationschef bei Caritas war so gesehen nicht wirklich überraschend. «Für mich haben die sechs Jahre bei der Caritas vor allem inhaltlich viel Neues gebracht», zieht Hartmann Bilanz aus dem «Seitenwechsel» vom (journalistischen) Beobachter zum (teilnehmenden) Akteur. Dabei war Hartmann schon immer nicht nur Beobachter, sondern auch Teilnehmer.
Das zieht sich als roter Faden durch Hartmanns Leben: Da ist einer, der mitmacht, der sich engagiert und einmischt, der Stellung bezieht und der sich kümmert. Warum? Alois Hartmann sieht das in seinem Naturell begründet – und in seinen Talenten. Er hat Ideen, kann diese Ideen formulieren, er kann reden, schreiben und organisieren. Und dabei will er es nicht bewenden lassen. «Das sind alles Voraussetzungen die helfen, eine Funktion zu übernehmen und zu handeln,» erklärt Hartmann. Während er ab 1973 als Bundeshausredaktor der C-Presse massgeblich an den Fäden der Bundespolitik strickte, engagierte er sich im politischen Alltag als Mitglied im Grossen Gemeinderat von Ostermundigen und als Sekretär, später als Präsident der CVP des Kantons Bern.
Neben seiner Arbeit als Informationschef der Caritas war er Präsident des Parreirates St. Karl in Luzern. 1988 schliesslich kehrte er zu seinen Wurzeln und damit vollberuflich in die aktive Politik zurück – acht Jahre lang war er Kantonalseketär der CVP Luzern, sechs Jahre städtischer Parteipräsident und Mitglied des Grossen Rates (heute Kantonsrat). Und schliesslich zog Alois Hartmann 1996 bis zu seiner Pensionierung Ende 2001 ins Regierungsgebäude ein, als persönlicher Mitarbeiter des damaligen Volkswirtschaftsdirektors Anton Schwingruber.
Kontakte pflegen zum Wohl der Gesellschaft
«Journalist bleibt man immer», gehört zu Hartmanns Erkenntnissen aus seinem Berufsleben. Das endete für ihn denn auch nicht mit den Pensionierung. Bis 2007 war er Präsident der Katholischen Internationalen Presseagentur Kipa-Apic, bis 2010 Redaktor der Missionszeitschrift WeltWeit. Und heute versorgt er einen ausgewählten Kreis von Freunden, Bekannten und Kollegen mit seiner persönlichen «Sélection» lesenswerter Artikel und einem «Nachrichtendienst» zu Luzerner Personalien. Und daneben kümmert sich Alois Hartmann um mehrere Stammtische. «Man muss doch Kontakt halten, Anteil nehmen», begründet er dieses Engagement, «das ist ganz wichtig, wenn man die Gesellschaft gesund erhalten will.»
Hanns Fuchs, 28. Februar 2013